Lange hat es gedauert, doch nun haben die meisten Kinos in der Bundesrepublik ihren Betrieb wiederaufgenommen.
Kampf zurück ins Kino

Endlich wieder in einem gemütlichen Sessel fläzen, über von Popcorn klebrigen Teppich schlendern und das Lichtspielhaus in Reinform genießen. Bei schönem Wetter aber natürlich auch gerne draußen unter freiem Himmel beim Lechflimmern. Damit wir nun wieder in unserer altgewohnten Mutter Kinos Schoß zurückkehren können, haben die hiesigen Kinobetreiber hart und kreativ ums Überleben gekämpft. Passend dazu präsentiere ich Ihnen zwei Filme, die das Thema Kampf auf höchst unterschiedliche Art thematisieren. Welche das sind und ob es sich auch lohnt, diesen Konflikten beizuwohnen, erfahren Sie wie immer hier:
Hua Mulan (Liu Yifei) ist die älteste Tochter eines hochgeehrten Kriegers. Sie hat Temperament, Hingabe und möchte sich nicht dem klassischen Frauenbild im China des 5. Jahrhunderts nach Christus fügen. Als der Kaiser befiehlt, dass ein Mann aus jeder Familie in der Armee dienen muss, springt »Mulan« (20. August, alle Kinos) für ihren kranken Vater ein. Sie wird zu Hua Jun und einer von Chinas größten Kriegern im Kampf gegen die Hexe Xian Lang (Gong Li) und den Krieger Bori Khan (Jason Scott Lee).
»Mulan« ist keine intellektuell angehauchte Verfilmung einer Sage wie »Undine« (Lechflimmern, 2. August) oder eine Realverfilmung des gleichnamigen Zeichentrickklassikers von 1998. Letzterer ist eine meiner frühesten Kinoerinnerungen. Aber wie auch ich ist Mulan etwas erwachsener als noch vor 22 Jahren. Kein Singsang, kein blödelnder Schutzdrache Mushu, dafür eine amerikanisch-chinesische Koproduktion monumentalen Ausmaßes.
Ganz im Sinne asiatischer Kampfkunststreifen wie »House of Flying Daggers« (2004) oder Historienfilmen wie Kurosawas »Ran« (1985) hat Regisseurin Niki Caro dem Trailer nach ein fulminantes Action-Spektakel mit liebevoller Ausstattung und fein choreografierten Kampfszenen geschaffen. Wer sich also annähernd für diese Art von Film interessiert oder einfach nur gute Action sehen will, ist mit der neuen »Mulan« bestens beraten. Wer dann auf den Geschmack gekommen ist, sollte sich unbedingt John Woos »Red Cliff« (2008) ansehen, vielleicht der chinesische Monumentalfilm schlechthin. Wer es lieber etwas ruhiger angehen lassen will, könnte sich einmal die »Samurai-Trilogie« des Japaners Yoji Yamada gönnen.
Leo (Javier Bardem) kämpft einen ganz anderen Kampf. In Sally Potters »Wege des Lebens – The Roads Not Taken« (13. August, Liliom) begleiten wir ihn und seine Tochter Molly (Elle Fanning) durch New York. Dass er in der US-Metropole lebt, weiß Leo aber gar nicht mehr, denn er hat frontotemporale Demenz und lebt fast nur noch in seinem Inneren. Wir erleben Zeitebenen und Parallelentwürfe von Leos Leben, die zwischen dem New York der Jetztzeit, seiner Jugend mit Dolores (Salma Hayek) in Mexiko und einem playboyhaften Schriftstellerleben in Griechenland hin und her wechseln.
Vor allem Bardem spielt hervorragend, aber so wie Leos Leben zwischen Realität und Gedanken hin und her flimmert, so flimmert auch der Film für uns Zuschauer ohne echten roten Faden vor sich hin und lässt uns ohne ein wirkliches Ende zurück. Vielleicht war es Sally Potters Plan, mit diesem Film fiebertraumartig die schreckliche Krankheit Demenz erlebbar.
Bild: Mulan, Disney 2020.