Der Sprachforscher Rupert Zettl untersucht in seinem im context verlag erschienenen Buch »Ötzis Sprache?« über 2.000 Orts- und Gewässernamen.
Sprechen Sie Vaskonisch?

Hätte es die Stadt am Lech vor 5.000 Jahren schon gegeben, hätten die Augsburger*innen sehr wahrscheinlich vaskonisch geredet. Das war die Sprache, die wohl auch »Ötzi« – der Mann aus dem Eis – gesprochen haben dürfte, ehe ihn ein Pfeil niederstreckte. Dieser Theorie geht der Sprachforscher Rupert Zettl bereits seit 1998 nach. Zettl, der in Stadtbergen lebt, betreibt ortsnamenskundliche Studien im Süden Deutschlands und in den Alpen. Nun ist sein 752 Seiten starkes Werk »Ötzis Sprache? Studien zur prähistorischen Hirtensprache im vor- und inneralpinen Raum« im context verlag erschienen.
Manche Analyse überrascht. So hat etwa der Name Aichachs gar nichts mit jener stilisierten Eiche zu tun, die im Stadtwappen Laub und Eicheln trägt: Aichach sei – so Zettl – vielmehr einer jener Aicha- oder Aich-Orte, deren Namen die Lage an einem Fluss (in Aichach die Paar) verrät.
In den Namen Münchens und als Bild ins Stadtwappen sei der Mönch wegen mangelhafter Lateinkenntnisse geraten. Vielmehr stamme der Namen im Kern vom vaskonisch-baskischen »muna«. Dieses Wort bedeute »Böschung, Anhöhe, Ufer, Bodenerhebung«. Der daraus resultierende »Ort auf dem Ufer« habe – schreibt Zettl – auch dem Fürstentum Monaco den Namen gegeben.
Solche Entdeckungen könnten die »Sprachbibel« Zettls auch für neugierige »Normalleser*innen« mit Interesse an den Alpen und an Süddeutschland zur vergnüglichen Lektüre machen. Mehr als 2.000 Orts- und Gewässernamen werden spachwissenschaftlich »seziert« und ihre Wurzeln erklärt. Fachlich gesehen sei das Werk eine »immense Fleißarbeit«, schrieb Prof Dr. Stefan Winghart, Präsident des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege a.D., dem Autor ins Vorwort: Die vorgestellten Namen gehörten zu den »erstaunlich vielen Inseln, die vom Grund des versunkenen alten Europa noch über den Wasserspiegel schauen«.