... nach ihrer »Pfeife«: Das Frühjahrskonzert des sjso unter der Leitung von Caroline Nordmeyer begeistert die Zuhörer im Kongress am Park.
Alles tanzt …

Außergewöhnliches präsentierte das Schwäbische Jugendsinfonieorchester am Sonntagabend im sehr gut besuchten Kongress am Park, wo es traditionell die Frühjahrs-Probenphase mit einem Konzert abschloss. Noch vor dem großen Jubiläum »60 Jahre sjso«, das im Herbst gefeiert wird, standen diesmal mit der Suite »The River« von Duke Ellington, dem »Tap Dance Concerto« von Morton Gould sowie den drei »Sinfonischen Tänzen« von Rachmaninow die Zeichen auf »Alles Tanz!«. Ein Motto, das naturgemäß beschwingt und in diesem Fall den jugendlichen Klangkörper unter Leitung von Caroline Nordmeyer zu Höchstleistungen motivierte.
Bereits zum Auftakt war vielfach solistisches Können gefragt, ob bei den Hornisten, den Holzbläsern oder der Rhythmusgruppe und insbesondere am Klavier, an dem der Augsburger Kunstförderpreisträger Theo Kollross sein virtuoses Gespür für Jazz verdeutlichte. Ellingtons erst 1970 komponierte sechsteilige Suite verströmte ganz im Sinne seines Erfinders reichlich musikalischen Esprit. Es spritzte verwegene Swing- und Bepop-Tropfen, uferte zu impressionistischen Klangwelten aus und mäanderte mit rhythmischer Finesse. Konzentriert und aufmerksam setzten die jungen Musiker die Impulse und Akzente um, die Nordmeyer vom Pult aus gab. So sprang man als Hörer gern mit aufs Boot, um diese vitalisierende Reise vom Ursprung bis zur Mündung des Mississippi mitzuerleben.
Während Duke Ellington darin auch den Kreislauf des Lebens vertonte, hielt das selten aufgeführte Werk des amerikanischen Komponisten und Pianisten Morton Gould aus dem Jahr 1952 den Kreislauf anderweitig auf Trab. Schnell machten die ersten Geigen Platz für den kleinen Tapdance-Floor, den David Friedrich dann unfassbar leichtfüßig, varianten- wie temporeich »bespielte«. Der steppende Solist, der an der Musikhochschule Trossingen Schlagzeug studiert hat, verlieh der sonst eher mittelmäßigen, in klassizistischer Manier geschriebenen Komposition die nötigen Aha- bzw. Klick-Klack-Effekte.
Nach der Pause brachte das sjso mit klanglicher Fülle und Transparenz die instrumentale Opulenz sowie die dynamischen Steigerungen samt den so präzise kalkulierten Höhepunkten zum Funkeln, die Rachmaninows »Sinfonischen Tänze op. 45« immer wieder zum berauschenden Hörgenuss machen. Im amerikanischen Exil zu Beginn der 1940er-Jahre komponiert, vereint Rachmaninow darin fantasiereich die Erinnerung an seine russische Heimat mit einer düster eingefärbten Vision eines dämonischen nahenden Totentanzes. Verdient langer Beifall erforderte sogar eine Zugabe, die mit Aaron Copland den Spielarten der jazzig inspirierten Ballettsuiten eine weitere, sehr heitere Note verlieh.
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Foto: sjso, Christina Bleier