Unter dem Titel »Fisch-Fasch« präsentierten die Schauspielerin Karla Andrä und die Videokünstlerin Barbara Weigelt im Brechthaus einen Poesie-Parcours der besonderen Art.
Brecht für Kinder

Gespannt wartet eine Schulklasse auf den Beginn der Veranstaltung, pünktlich um 9 Uhr ging die Vorstellung im Geburtshaus Brechts los. Schauspielerin Karla Andrä vom Faks Theater betritt mit Frack und Zylinder den Raum und lädt die Kinder in die warme Stube. Zuvor mussten die kleinen Besucher aber Buchstaben, die auf Zettel geschrieben wurden, aus Andräs schwarzem Hut ziehen.
Danach durften es sich die Kinder in den Sesseln der Wohnstube im Erdgeschoss gemütlich machen und der Geschichte Brechts lauschen. Die Schauspielerin erzählt den gespannten Zuhörer*innen, dass Brecht am 10. Februar 1898 hier das Licht der Welt erblickte. Der Familie wurde es allerdings bald zu laut, denn im selben Haus befand sich eine Feilenhauerei. So zogen sie nach gut einem halben Jahr wieder um, diesmal in die Bleicherstraße 2.
Während Andrä aus dem Leben des jungen Brecht erzählt, kommuniziert sie immer wieder mit einer faszinierenden Videoinstallation, einer Skulptur mit den Gesichtszügen Brechts, die von der Videokünstlerin Barbara Weigelt gestaltet wurde und täuschend echt ihre Mimik beim Sprechen verzieht.
So wechselt die Faks-Schauspielerin zwischen Rezitationen und Gesangseinlagen ab, kleinere und größere Kinderverse werden vorgetragen. Immer wieder bekommt man so schöne Gedichte zu Gehör wie das »Lied des Kindes, das sich nicht waschen wollte« oder »Was ein Kind gesagt bekommt«. Da heißt es: »Süßigkeiten sind für den Körper nicht nötig / Kartoffeln sind gesund.« Ein Raunen geht durch den Raum. Die Kinder sind damit wohl nicht ganz einverstanden.
Ein kreatives Poesieerlebnis machten die Schüler*innen mit Brechts »Alfabet« aus dem Jahre 1934. Da dürfen die Kinder nämlich ihren Buchstaben vorlesen und Andrä rezitiert jeweils einen Brechtschen Vers dazu. Beim Buchstaben E hieß es zum Beispiel: »Eventuell bekommst du ein Eis / Eventuell ist überall / Besser als auf keinen Fall«.
Zum Abschluss – und als wahres Highlight des Parcours – durften die Kinder mit ihren Buchstaben selbst einen kleinen Vers dichten und die eigens geschaffene Poesie als Schiffchen auf dem Kanal vor dem Brechthaus treiben lassen.
Der Parcours findet im Rahmen des Brechtfestivals noch bis zum Donnerstag, 1. März, ab jeweils 9 Uhr statt.