Dem Licht folgen

Welche Richtung eingeschlagen werden sollte, zeigte sich schon zu Beginn des Konzerts. Die Installation der Instrumente an verschiedenen Orten im Raum war eine interessante Abwechslung. In diesem Zusammenhang wurde das Publikum von Ute Legner, einer der Koordinatorinnen des Projektes, dazu aufgefordert, einfach dem Licht zu folgen. Denn wo das Licht ist, erklingt die Musik.
Das Licht spielte im Schaffen der Komponisten, die an diesem Abend zu hören waren, eine immens wichtige Rolle. Die minimalistischen Kompositionen von Philip Glass sind von sich stetig wiederholenden Lichtsequenzen durchdrungen. Arvo Pärt verglich seine Musik mit weißem Licht, in dem alle Farben enthalten sind, die durch ein Prisma getrennt werden. Dieses Prisma war für den Komponisten der Geist des Zuhörers. Steve Reich sah das Licht in der Harmonie der Klänge. In seinen Experimenten mit den Schatten der Atonalität stellte er die harmonischen Klänge als ein lichterfülltes Boot dar, das sich durch die unendliche Dunkelheit fortbewegt, um sich aufzulösen. Frederic Rzewski nutzt das Licht als Protest, als eine rebellische Kraft gegen das Grau der Welt.
All diese Aspekte kamen in den Performances des Abends zum Ausdruck: Die rebellische Kraft führte durch die Sanftheit des Wiederholens und die Mehrdimensionalität des Geistes zur mutigen Freiheit. Die leidenschaftlich kraftvolle Rezitation von Iris Lichtinger und das explosive Saxophonspiel von Jan Kiesewetter sorgten für Gänsehautmomente. Die Schlagwerker unter der Leitung von Stefan Blum erfüllten die Atonalität mit Harmonie. Die sanften Klänge des Klaviers (Shenglong Li), der Violine (Radu Barbancea) und des Cellos (Lennart Pipert) schenkten Zuversicht und Frieden. Die subtile Aufforderung des Abends, dem Licht zu folgen, inspirierte bereichernd.
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Foto: Frauke Wichmann, frabauke.de