Das Augsburger Projekt Dr. Drexler legt mit »Kapitalakkumulation« ein forderndes Album aus Sozio- und Politkritik, aus Postpunk und NDW vor. Eine Rezension von Martin Schmidt.
Druck, Rotz und die Trümmer der Schwarzen Null

Dr. Drexler, ok. Eine Band als (und wie!) eine gesellschaftliche Krankschreibung, mit dirigierstabslangen Injektionsnadeln, die entsprechenden Einbohrungen selbstverfreilich nur direkt intramuskulär ins Fleisch der Verhältnisse. Dr. Drexler klingen wie die Fehlfarben, die sich Crystal Meth in die P.A.-Boxen gespritzt und Schraubenzieher zwischen die Gitarrensaiten geklemmt haben. Die Band besteht aus David Jahnke (Fräulein Brecheisen, N.I.C.H.T.S!2.0, WERTLOS), Bruno Tenschert (der Herr Polaris), Maximilian Wörle (Adulescens), Peter Kling (Kitty Empire) und Andi Warth. Die Loops auf der LP kommen von SCHNITT (Moritz Illner und Markus Christ).
Die Platte »Kapitalakkumulation« (erschienen bei In Gute Hände / Elfenart) ist ein düsterer Postpunk-Fleischerhaken aus Groove und Gewalt, Druck und Rotz. Der hektische Krähenhack der Gitarren trifft dabei auf zynische Politmessage, neckische NDW-Elemente auf Electronica, Wave-Elemente, Synthie-Sequencer und 2019-Jetztzeit-Jazzbläser-Samples. Das Grundgerüst für derart zitierte 30 Jahre (Pop-)Musikgeschichte bilden ein fett-prägnanter Bass in maximal tanzbaren Groovefiguren und dem 80er-Drumsound alter, ältester, aber auch neuer Drumcomputer. Das nennt man Postmoderne als Post-Punk. Dazu: Loops und Hirnschrauben. Darüber: David Jahnkes hysterischer, skandierender Sprechgesang aus Sloganizing, Parolen und Deutschpunk-Lyrics-Zitaten. Darunter: Säure, Schnippsel, Harz IV, Wut- und Angstcollagen, krasse Krätze. Dr. Drexler ist momentan sicher einer von Augsburgs zentralen Abkotz-Leistungsträgern in Sachen Sozio- und Politfrust.
»Kapitalakkumulation« – eine großartige Platte für den Tanz auf den Trümmern der Schwarzen Null. Das Video zum Song »Beton muss her« hier auf Youtube.