Preisträgerkonzert mit Mozart, Tschaikowski und Elzbieta Sikora: Der 10. Internationale Violinwettbewerb Leopold Mozart fand seinen krönenden Abschluss im Kongress am Park und hinterließ ein glückliches und stolzes Leitungsteam.
Ein echter »Wunderknabe«

Glücklich und geschafft! Die von Prof. Linus Roth als künstlerischem Leiter zeitgemäß geänderten Wettbewerbskonditionen haben sich bewährt und die erwünschten künstlerischen Resultate gezeigt. Darin waren sich auch Simon Pickel (Mozartbüro) und Paul Waning (1. Vorsitzender des veranstaltenden Leopold-Mozart-Kuratoriums Augsburg e.V.) einig, die beim Preisträgerkonzert am Samstag im sehr gut besuchten Kongress am Park die begleitenden Dankesreden an die Jury, den Ehrenvorsitzenden Prof. Salvatore Accardo, die starken finanziellen Unterstützer und die zahlreichen Mitakteure der aufwändigen Musik-Competition sowie die Preisvergabe an die Sieger absolvierten.
Die drei jungen Violinisten Joshua Brown (1. Preis plus Publikumspreis plus weitere Sonderpreise wie die CD-Produktion; *1999, USA), Karisa Chiu (2. Preis, *1999, USA) und Kaoru Oe (3. Preis *1994, Japan) durften sich und ihr virtuoses Können nach drei fraglos strapazierenden Wettbewerbsrunden im finalen Konzert präsentieren. Dabei wurden sie, wie schon am Vortag, als die ersten drei »Podestplätze« ausgelotet wurden, vom Münchner Rundfunkorchester unter der Leitung des Augsburger GMD Domonkos Héja begleitet. Für die drei gekürten Violinisten hieß es nochmals »Vollgas geben«, um sich mit Hingabe und Konzentration ihrem Vortrag zu widmen, denn natürlich wollten sie sich der durchaus stattlichen Preise (immerhin auf 20.000 Euro dotiert ist der 1. Preis!) würdig erweisen und mit souveränen Interpretationen vor großem Publikum glänzen. Das gelang zum Auftakt schon Kaoru Oe mit Bravour, der sich zum Auftakt mit sanft berührender Emotion, seidenweichem Bogenstrich und kammermusikalisch intimem Spiel in Mozarts Violinkonzert hineinträumte. Ganz andere »Saiten« zog er später als energischer Interpret des nicht minder spannungsgeladenen Auftragswerks »SOLEOS« für Violine solo mit Tonband der polnischen Komponisten Elsbeta Sikora auf. Mit dem Konzert Nr. 4 in D-Dur stand nochmals ein Mozart-Satz auf dem Auswahl-Programm der zweiten Preisträgerin Karisa Chiu, die insbesondere mit ihrer filigranen Kadenz, rundem Klang und ausgefeilter Technik beeindruckte und sich sensibel vom Elan des Orchesters tragen ließ.
Lange musste man sich gedulden, um endlich auch Joshua Brown live zu erleben. Hatte er doch neben dem Haupt- auch fast sämtlich weitere ausgelobten Sonderpreise »abgeräumt« und somit die Publikumserwartungen enorm hochgeschraubt. Nach den ersten noch verhaltenen Takten von Tschaikowskys berühmtem »Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35« spürte man das Verzücken und Raunen, das durch die Zuschauerreihen ging und nahm die verblüfften Blicke wahr, die das Juryurteil als komplett richtig und nachvollziehbar bestätigten. Da stand ein echter »Wunderknabe« auf dem Podium, der mit ernster Miene über eine starke Präsenz als Interpret verfügt, der sich minutiös und mit intensiver Vertrautheit in die Komposition versenkte. Er wusste ganz genau, wann und wie er die technisch anspruchsvollen Solopassagen zu reiner Klangentfaltung und innig-prägnantem Ausdruck formte, wie er Spannung generierte, mit kühnem Bogenstrich artikulierte und damit in Summe all die Ausrufezeichen setzte, die ihn in Augsburg an die Spitze der 25 teilnehmenden Violinisten gebracht hatten. Verdiente Bravorufe und Standing Ovation für diesen erst 20-jährigen Musikstudenten, dem man eine ähnliche Karriere wie seinen erfolgreichen Vorgängern wünscht, die übrigens allesamt im »Leo-300«-Jahr in Augsburg gastieren!
www.mozartstadt.de/de/violinwettbewerb/
Foto, von links (Klick hier zum Vergrößern): Joshua Brown, Karisa Chiu und Kaoru Oe, © Christian Menkel