Nein, dies sind keine Fotografien. Was da in der Galerie MZ derzeit an den Wänden hängt, ist Malerei.
Entblößte Wehmut

Die Arbeiten von Gernot Hausner wecken sofort Foto-Assoziationen, die zum einen durch die realistische Darstellung entstehen, vor allem aber durch die müde Farbigkeit, die an alte Fotografien erinnert. An den Rändern verschwindet das Bild in einem grauen Nirwana, eine dunkle Unschärfe, die wir von der frühen Fotografie kennen. Und das Sujet? Nackte Menschen, die ungeniert in der Natur agieren, sofort stellt sich die Erinnerung an FKK-Strände der 1970er ein. Und genau da kommt es her. Gernot Hausner hat Fotografien aus alten FKK-Magazinen, die zwischen Biederkeit und Voyerismus schwanken, als Vorlage verwendet und so seine eigenen, aber auch kollektive Erinnerungen an eine freie, ungebundene Hippiekultur visualisiert. Die schwarzweißen Magazin-Fotos werden in der malerischen Übertragung zu einer wehmütig-sehnsuchtsvollen Hommage an ein entschwundenes „Elysium, Gefilde der Seligen“. Hausners Arbeiten sind aber keine Übermalungen, sondern der Künstler „kopiert“ das Foto in traditioneller Manier, er malt es minutiös ab – allerdings größer und farbig. Die Verbindung zum Ausgangsobjekt, dem Zeitungsfoto, hält er, indem er auf Fotokarton malt. Durch diesen Transfer vom tatsächlichen Foto zum Ölbild – in fotografischer Anmutung mit allen Attributen vergangener Bilder – schafft der Künstler den Bezug zu eigenen und allgemeinen Erinnerungen. Auf den ersten Blick irritieren Hausners Arbeiten: Was sehen wir da? Alte Schmuddelbilder? Piefige FKK-Kultur? Beim genaueren Hinsehen erschließt sich jedoch der Bedeutungswandel, den Hausner durch den medialen Transfer unter Beibehaltung fotografischer Attribute erzeugt. Unerwartet gelungen.
Gernot Hausner | Elysium. Gefilde der Seligen | bis 15. Juni in der Galerie MZ
www.galerie-mz.de