Domonkos Héja und die Augsburger Philharmoniker eröffneten die Konzertsaison mit einem fulminanten »Fest-Spiel«.
Ein Festspiel für Héja

»Ein Fest – heißt es in dem Programmheft des 1. Sinfoniekonzerts der Augsburger Philharmoniker – ist eine eingegrenzte, in der Regel in festen Zeitrhythmen wiederholte Inszenierung gesteigerter Lebensformen, die die Wertwelt des Alltags dadurch überhöht und bestätigt, dass sie sie vorübergehend außer Kraft setzt«. Jede Minute des am gestrigen Abend im Kongress am Park stattgefundenen Konzerts stellte dieses Zitat unter Beweis. Das große »Fest-Spiel«, dem 150. Jubiläum des Orchesters gewidmet, war zugleich eine große Premiere für Domonkos Héja, der nun sein erstes Sinfoniekonzert als neuer Augsburger GMD dirigierte.
Ab dem ersten Takt der Ouvertüre zu »Leonore« Nr.3 von Beethoven wurde klar: Das harmonische Miteinander funktioniert einwandfrei, die Chemie zwischen dem Dirigenten und dem Orchester stimmt. Héja, mal abwartend, mal fordernd, fand sofortige Resonanz bei jedem Musiker des Orchesters. Dieses fesselnde Geben und Nehmen mündete in eine intakt funktionierende Symbiose, die einen vollkommenen Klang hervorbrachte.
Auch die Uraufführung der Auftragskomposition zum 150. Orchesterjubiläum des Münchner Komponisten Hans-Jürgen von Bohse wurde zu einem besonderen Erlebnis. Das dreisätzige Werk, mit einem antiken Begriff »Palimpsest« betitelt, der so viel wie ein neu beschriebenes Manuskript bedeutet, reflektierte verschiedene Zeitstrukturen. Die zeitverstreuten Bezüge kamen deutlich im sprunghaften Aufeinanderreihen und Verquirlen der Sequenzen der verschiedenen musikalischen Epochen, vom Mittelalter bis in die Gegenwart, zum Ausdruck. Das düstere Werk – der zweite Satz trägt den Titel »Pandämonium« – spielte auf die schrecklichen Katastrophen der Menschheitsgeschichte an und wäre fast in der vollständigen Abstraktion versunken, wäre nicht Héja, der auf eine nüchterne und hochkonzentrierte Art und Weise diesem teilweise schwer wahrnehmbaren Stück eine differenziertere Fassung verlieh.
Auch im zweiten Teil des Abends, an dem Anton Bruckners Sinfonie Nr. 3 in D-moll erklang, zeigte sich das Orchester hochmotiviert. In rasantem Tempo, von einem Takt zum anderen schwingend, versetzte die Darbietung in die Wiener Atmosphäre der Jahrhundertwende, auch dank dem mit besonderer Leichtigkeit gefüllten Scherzo. Obwohl die Sinfonie öfters als Wagner-Sinfonie bezeichnet wird, kamen Assoziationen an Wagner in dem Zusammenhang kaum auf. Dem Komponisten Bruckner, der sich seinerzeit beschwerte, von den Kritikern wegen der Nähe zu Wagner ungerecht behandelt worden zu sein, wäre es zur Zeiten der Premiere sicherlich zugutegekommen.
Der Jubel des Publikums, zufriedene Musiker, eine gefeierte Uraufführung und der perfekte Klang sprechen für sich: Hört Héja!
Heute ist das 1. Sinfoniekonzert im Kongress am Park ein weiteres Mal zu hören.
Weitere Termine unter: www.theater-augsburg.de