Das Brechthaus präsentiert wertvolle Exponate aus dem Nachlass von Barbara Brecht-Schall. Ein Gastbeitrag von Michael Friedrichs
Maskenball

Man merkt Thomas Weitzel die Freude an, als er an Brechts 119. Geburtstag die Sonderausstellung im Brechthaus eröffnet. Nach mehreren Jahren ist wieder ein substantieller Ankauf von Werken aus Brechts Nachlass durch die Stadt Augsburg gelungen. Die Töchter von Barbara Brecht-Schall haben diese Stücke zuerst der Stadt Augsburg angeboten, und diese hat zugegriffen, mit freundlicher Unterstützung der Wilhelm-Carl-Nagel-Stiftung.
Zu sehen sind im Augsburger Brechthaus noch bis 23. April: Zwei Brecht-Lebendmasken aus Gips und eine in Bronze, 1930 von Paul Hamann abgenommen – dazu gibt es ein bekanntes Foto, das Brecht mit seiner Lebendmaske zeigt; die Original-Totenmaske, 1956 von Gerhard Thieme abgenommen; ein Entwurf von Caspar Neher für ein unbekanntes Stück, betitelt »Ich will ES WISSEN« (Wasserfarbe auf Holz); fünf Szenenbilder von Caspar Neher zu Brechts Fragment »Der Wagen des Ares« (1948).
Die Neher-Aquarelle waren Barbara Brecht-Schall offenbar besonders wichtig – es gibt ein Foto, auch in der Ausstellung zu sehen, das sie bei ihrem 80. Geburtstag vor diesen Bildern zeigt. Sie sind sehr lebendig und detailreich. Sarah Klein (Kunstsammlungen) teilt mit, dass in München und Wien weitere Szenenbilder zu diesem Stückentwurf liegen. Von Brecht gibt es hierzu nur Fragmente im Umfang von 16 Druckseiten, begonnen 1947 in den USA mit Blick auf seine Rückkehr in das vom Krieg zerstörte Europa. Es geht um das Verhältnis von Kriegsgott Ares und der Göttin des Handels, die im Stück tatsächlich ein Verhältnis haben. Mit Caspar Neher hat Brecht im April 1948 in Zürich daran gearbeitet. Es wäre prachtvoll, alle zugehörigen Neher-Entwürfe einmal zusammenzuführen und mit Brechts Text szenisch-experimentell umzusetzen. Wie wär’s, Patrick Wengenroth?
Die Masken sind sehr detailreich gearbeitet, nach einem von Paul Hamann entwickelten Verfahren. Er hat insgesamt 160 Lebendmasken von zeitgenössischen Künstlern und Schauspielern abgenommen. Bereits 1930 zählte er offenbar Brecht zu den Wichtigen. (Michael Friedrichs)