»Mein Orchester ist die Orgel«

Am Samstag, 15. April können Liebhaber*innen der klassischen Musik ein ganz besonderes Konzert im Kongress am Park in Augsburg erleben: Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Daher trifft a3kultur-Autor Alexander Möckl Hansjörg Albrecht tief versunken in seine Noten am Bühnenspieltisch im Konzertsaal des Kongresses am Park beim Einregistrieren der Werke.
a3kultur: Herr Albrecht, Sie sind ein weltweit bekannter Organist und Dirigent. Sie kennen wohl jeden namhaften Spielort für Orgelmusik. Was ist hier in Augsburg das Besondere?
Hansjörg Albrecht: Zunächst habe ich die große Freude, auf einer sehr gut restaurierten Steinmeyer-Orgel spielen zu dürfen. Neu ist unter anderem auch der elektronische Bühnenspieltisch. Das erlaubt es mir, näher am Publikum zu sein. Im Moment stelle ich mir die Klangoptionen der Orgel so ein, wie sie zu meinen Interpretationen und natürlich auch zu diesem Raum hier passen. Die Einstellungen kann ich alle abspeichern und beim Konzert selbst sofort abrufen.
Raumklang – ein wichtiges Thema. Der ist ja überall anders. Wie bekommen Sie das in den Griff?
Das ist das Gute an einer so mächtigen und großartigen Orgel wie hier. Ich habe so viele Möglichkeiten, den Klang – trotz der trockenen Akustik der Konzertsäle – bis ins kleinste Detail so lange auszuloten, bis ich damit zufrieden bin. Das braucht viel Zeit, ein gutes Ohr und Fingerspitzengefühl. Ist das geschafft, werden den Zuhörenden ein Klangerlebnis bekommen, das sie hoffentlich begeistert.
Was kann das Publikum an diesem Abend erwarten?
Franz Liszt war ein Klangmagier. Das wollen wir an diesem Abend für das Publikum hörbar und erlebbar machen. Da ich, wenn ich Orgel spiele, immer vom Orchester ausgehe, suche ich die Nähe zum Publikum. Die Orgel war ursprünglich in den Arenen des alten Griechenland zu Hause und somit ganz nah an den Besuchern. Später stellte sie die Allmacht Gottes in den Kirchen dar und hatte etwas durchaus Bedrohliches. Ich will die Orgel wieder ganz nah zu den Menschen bringen. Wir werden auch mit Lichteffekten arbeiten, spannende Stimmungen erzeugen und das Publikum auf eine sinnliche und musikalisch opulente Reise mitnehmen.
Herr Albrecht, ich erlebe Sie während unseres Gesprächs als einen vor Begeisterung für die Musik glühenden Menschen. Wann hat Sie dieses Fieber für die »Königin der Instrumente« erfasst?
Oh, das liegt schon lange zurück. Mit acht Jahren habe ich an der berühmten großen Silbermann-Orgel im Freiberger Dom die »Toccata« von Bach gehört. Das hat mich so ergriffen und mir war sofort klar, dass ich auch Orgel spielen möchte. Und so ist es ja dann auch gekommen.
Herr Albrecht, danke für dieses tolle Gespräch, das noch lange hätte weitergehen können. Dieses Konzert sollten sich unsere Leser*innen keinesfalls entgehen lassen …

Hansjörg Albrecht: International anerkannter Dirigent und Konzertorganist. Grammy-Award-nominiert. Unter anderem künstlerischer Leiter des Münchener Bach-Chors und Bach-Orchesters. Arbeitet zurzeit auch an der ersten Gesamteinspielung aller Sinfonien als Orgeltranskriptionen von Anton Bruckner.
Konstatin Lukinov: Artist in Residence im Kongress am Park Augsburg. Versteht sich als Mittler zwischen Komponist und Zuhörenden, indem er Werke frei von akademischen Interpretationstraditionen darbietet.
Zur Steinmeyer-Orgel: Gebaut 1972 und eine der wenigen Großorgeln in süddeutschen Konzertsälen. War lange nicht mehr spielbar und wurde aufwendig vom Allgäuer Orgelbaumeister Siegfried Schmid restauriert. Wieder einsatzbereit seit Herbst 2021. Sie ist 10 Tonnen schwer, hat 65 Register, 4.645 einzelne Pfeifen und einen elektronischen Bühnenspieltisch