Die Programmauswahl des Mozartfests verzauberte, auch abseits gewohnter Hörstrukturen. Ein Kommentar
Das Mozartfest überzeugte

Es ist nun einige Jahre her, da haben es sich die für das Thema in der Stadt Verantwortlichen zur Aufgabe gemacht, Augsburg zu einer Mozartstadt zu machen, die den Titel verdient und nicht nur trägt. Nach den letzten Klängen der Großen Messe in c-moll des Meisters Wolfgang Amadeus am 13. Mai in der Basilika St. Ulrich und Afra – sie setzte den Schlusspunkt zum fulminantesten Mozartfest seit dem Jubeljahr 2006 – kann man dem Macher des Festivals und damit des Projekts Mozartstadt Augsburg bestätigen, mehr als nur auf einem guten Weg zu sein. Die Konzerte an den zehn musikalischen Festtagen begeisterten Publikum und Kritik in gleichem Maße. Sie boten Raffinesse, Lebendigkeit und musikalische Leistungen auf hohem internationalen Niveau. Dabei gelang es Mozartbürochef und Festivalleiter Simon Pickel in seinem dritten Augsburger Jahr, das Publikum mit seiner Programmauswahl aufs Neue zu verzaubern, auch abseits gewohnter Hörstrukturen.
Als Beispiel dafür sei der Auftritt des Belcea Quartet genannt. Das Programmheft verriet lediglich, dass Beethovens monumentale Streichquartette op. 130 und 133 zur Aufführung kommen würden. Der Rest des Programms blieb vorab unveröffentlicht. Die Besucher*innen im ausverkauften Kleinen Goldenen Saal ließen sich auf das Experiment ein und wurden mit einer Darbietung des in London beheimateten Ensembles belohnt, die wohl den meisten der Anwesenden noch lange in bester Erinnerung bleiben wird. Zwischen den einzelnen Sätzen präsentierte das Belcea Quartet verschiedenste Werke von Komponisten bis in die Gegenwart, die allesamt in ihrer Arbeit in Bezug zu Beethovens Werk standen und stehen. Diese ebenso kluge wie ansprechende Dramaturgie eröffnete einen Spannungsbogen, der in alle Richtungen bestens funktionierte und den Künstler*innen nach anhaltendem, donnerndem Applaus drei Zugaben abverlangte.
Nun darf man gespannt sein, mit wie viel Verve Augsburg das nächste Festjahr ansteuert. 2019 feiert die internationale Musikwelt nämlich den 300. Geburtstag von Leopold Mozart, dem echten Augsburger.