»Ich habe ja nichts gegen Multiplexkinos, die sind praktisch, genau wie Fast-Food-Restaurants.«
Multiplex ist Fast Food

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch an das Kinodreieck! Ende November wurde das Thalia von Medienministerin Ilse Aigner auf bayerischer Ebene für sein Programm ausgezeichnet, Anfang Dezember folgten vier Preise für die Programmgestaltung auf Bundesebene. Auf diese freudige Nachricht folgt eine weniger schöne für die Augsburger Kinolandschaft: Das Cinestar, der selbst ernannte deutsche Marktführer, kehrt 2016 zurück an seine alte Wirkungsstätte. Hoffentlich wird es nicht so grässlich wie früher. Die Sitze, Wände und Böden waren in kaltem, ungemütlichem Blau gehalten, noch dazu war alles verklebt. Einmal habe ich mich dort während eines Films betrunken, weil es das einzige Kino war, bei dem es mir egal war, hinausgeworfen zu werden. Ich habe ja nichts gegen Multiplexkinos, die sind praktisch, genau wie Fast-Food-Restaurants. Schnell erreichbar für zwischendurch, gut für den Gelegenheitsgucker oder das ein oder andere Special. Ein Burgerenthusiast isst aber auch nicht bei McKalorien-King und Co., sondern beim Bulettenkoch seines Vertrauens. So ist das Programmkino doch wie die Stammkneipe oder das Stammlokal, ein kleines bisschen Zuhause. Was aber viel wichtiger ist: Was gibt es im Januar denn so zu sehen?
Urs Blank (Moritz Bleibtreu), Wirtschaftsanwalt, ist beruflich erfolgreich und privat glücklich, bis ihn der Selbstmord eines Kollegen aus der Bahn wirft. Er begegnet Lucille (Nora von Waldstätten), die ihn zu einem Trip mit halluzinogenen Pilzen mitnimmt. Blank verliert die Kontrolle über sich und wird zum instinktgetriebenen Tier, das auch vor Mord nicht zurückschreckt. Seinem Widersacher Ott (Jürgen Prochnow) kommt das gerade recht. Stephan Rick inszeniert mit »Die dunkle Seite des Mondes« (7. Januar, Kinodreieck) einen spannenden Wirtschaftsthriller. Mit spannenden Wendungen und hervorragenden Darstellern beäugt dieser Film die Kapitalismusgesellschaft unserer Zeit und lädt den Zuschauer zur kritischen Auseinandersetzung ein.
Henri Steinmetz’ »Uns geht es gut« (28. Januar, Kinodreieck) ist außergewöhnlich. Tubbie (Franz Rogowski), Marie (Maresi Riegner), Tim (Jonas Dassler), Jojo (Emanuel Schiller) und Birdie (Jordan Elliot Dwyer) leben in die sommerlichen Tage hinein. Von Unsicherheit in Bezug auf das eigene Selbstbild geprägt und von ihrem Umfeld allein gelassen, treiben die Jugendlichen ziellos durch die Großstadt. Steinmetz verzichtet auf einen verständlichen Plot. Er setzt auf starke Symbolik und die Dynamik der Schauspieler untereinander. Bei vielen Zuschauern mag der Film daher auf Unverständnis stoßen. Dieses Werk ist jedoch ein Experiment, auf die Leinwand gebannte Performance-Kunst. Schwere Kost, die, wenn man sich darauf einlässt, Spannung in jeder Bewegung der Darsteller bereithält. So abgedroschen es klingen mag, »Uns geht es gut« ist ein Film, den man sehen muss, um zu sehen, was er mit einem macht.