Symposium »Wiederhergestellte Synagogen. Raum – Geschichte – Wandel durch Erinnerung« in der Museumsdependance »Ehemalige Synagoge Kriegshaber«
Problem der alten Synagogengebäude

Das Symposium fand am 21./22. März statt. Wie es einem Symposium gebührt, diskutierten ca. 20 Wissenschaftler über wiederhergestellte Synagogen, die Ergebnisse können aber für das breite Publikum interessant sein.
Das Problem mit den ehemaligen Synagogen existiert ganz objektiv, besonders in kleinen Städten. Vor der NS-Zeit existierten dort jüdische Gemeinden mit ihren oft sehr alten und architektonisch interessanten Synagogen. Viele wurden beschädigt und im Inneren zerstört, aber nicht vernichtet. Die Gebäude wurden in der Nachkriegszeit zweckentfremdet. Viele dieser Gebäude wurden als Architekturdenkmäler anerkannt, die man restaurieren sollte. Doch danit stellt sich das Problem ihrer weiteren Nutzung.
In Großstädten, in denen es heute jüdischen Gemeinden gibt, besteht die Möglichkeit einer Zwecknutzung. Aber auch nicht aller Gebäude, wie in Augsburg, wo der jüdischen Gemeinde die große Synagoge in der Halderstraße genügt. Die ehemalige Synagoge Kriegshaber gehört jetzt der Stadt Augsburg. In kleineren Städten gibt es heute keine jüdischen Gemeinden mehr und es ist kaum zu erwarten, dass diese dort wieder entstehen. Was soll und kann man mit diesen Gebäuden machen?
Man könnte ein Museum einrichten? Aber ein Museum braucht ein großes Budget und man braucht letztendlich nicht so viele Museen. Man könnte einen Erinnerungsraum schaffen. Aber welcher Art?
Falls man nur an den früheren Zustand der Synagoge, an die ehemaligen Mitglieder der Gemeinde, ihre Schicksale und Wege in diem Emigration, wie es bei Erinnerungsstätten üblich ist, erinnert, kann man kaum mit einer großen Besucherzahl in einer kleinen Stadt rechnen. Die lokale Bevölkerung ist relativ klein, eine Eingliederung in Touristenrouten ist auch fraglich. Auch für die ehemalige Synagoge Kriegshaber sieht es nicht rosig aus: Die Touristenrouten führen schon in die Große Synagoge in Halderstraße, eine zweite Synagoge, die außerhalb des Stadtzentrum liegt, in diese Routen einzugliedern, ist unwahrscheinlich.
Eine vernünftige Lösung wäre es, in solchen Synagogen einen Ort der lokalen Geschichte einzurichten. Diese Synagogen waren früher ein Teil des Stadtbildes. Sie existierten nicht für sich selbst, die Gemeinden dieser Synagogen waren ein Teil der dortigen Gesellschaft. Und falls man in einer solchen ehemalige Synagoge einen Ort, der die lokale Geschichte des Zusammenlebens der Juden und Nicht-Juden des Ortes erzählt, schaffen könnte, wäre dies vielleicht die beste Lösung. Dann wird auch das Problem mit der »Anlockung« von Besuchern gelöst: Es gibt viel weniger Menschen, die sich für die Geschichte der Juden interessieren, als für lokale Geschichte.
Aber diese scheinbar einfache Lösung ist im Falle der ehemaligen Synagoge Kriegshaber nicht leicht zu verwirklichen. Es gibt viele Menschen, die sich für die Geschichte von Kriegshaber interessieren und dort ehrenamtliche Führungen anbieten. Machen sie das aber auch weiterhin auf rein ehrenamtlicher Basis? Das Gebäude wurde bei der Renovierung als ein Begegnungsort konzipiert. Aber um es als Begegnungsort zu betreiben, braucht man Mitarbeiter und folglich Budget. Der heutige Betreiber des Gebäudes, das Jüdische Kulturmuseum Augsburg-Schwaben, hat eine zweckgebundene Finanzierung, die bis zum letztem Cent in die museale Arbeit geht. Eine Antwort auf die ewige Frage, wo man Geld für die Verwirklichung dieser vielversprechenden Lösung finden kann, ist leider nicht im Sicht. Viellicht können Sie, lieber Leser, dabei helfen, eine vernünftige Antwort zu finden?
(Iacov Grinberg)