Die Brechtfestival-Organisation suchte Ärger mit Besucher*innen – und fand ihn.
Spektakel Vol. II

Um es vorweg zu nehmen: Die von mir avisierten Programmziele konnte ich an diesem Abend nicht ansteuern. Statt mit reichlich verärgerten Festivalgästen sinnlos in Reihen zu stehen, besuchte ich die Veranstaltungsorte, die an diesem Abend genügend Platz boten. Das waren im Wesentlichen die Kantine und vor allem die zugige Halle C1.
Dort lief ein wunderbares Alternativprogramm zu den hoffnungslos überlaufenen Hübners, Peschels und Eidingers. Gegeben wurde vor allem Kuttner, live und sehenswert. Bei seinem Showformat »Videoschnipsel« merkt man den versierten Umgang des Festivalleiters mit diesem auf den ersten Blick recht einfachen Programm an. Zwischen den ausgewählten Trash-TV-Clips, weitgehend aus den 60er- bis 80er-Jahren, erzählt Jürgen Kuttner im Stile von Fritze Flink von der Wahrheit, die oft dort zu finden sei, wo Keuner sie vermutet. Brecht eben. Das Publikum haute sich 60 Minuten lang weg und wäre durchaus bereit gewesen, mit dem Programm in die zweite Runde zu gehen.
Stattdessen gab es Martin Sonneborn, Gesicht und Hirn von »Die Partei«, im Gespräch mit seinem Kumpel und Chauffeur Jürgen Kuttner. Nachdem sich die beiden in puncto Körpergröße und Resthaarmenge ausgekappelt hatten, wurde die Sache rund, tief, flüssig und wiederum sehr unterhaltsam. Ein Fest, nicht nur für den versammelten Süddeutschlandkader der »Partei« in vorderster Reihe.
Martin Wuttke brach um Punkt 23:15 Uhr zu seinem zweiten »Schnittchenverkauf« des Abends auf. Der Text von René Pollesch ging ihm nicht so über die Lippen, wie man es von einem Schauspieler seines Rufs erwarten könnte. Schade um die 45 Minuten.
Danach noch einmal nach C1. »Autistic Disco« mit Lars Eidinger. Der Schauspieler ist aber kein wirklich guter DJ. Die Party danach fand für mich abseits des »Spektakels Vol. II« bei »Disco Inferno« im Weißen Lamm statt.
www.brechtfestival.de
Foto: Christian Menkel