Das Leopold-Mozart-Haus Augsburg lädt dazu ein, den »Mann von vielen Witz und Klugheit« zu entdecken.
Mit Stil und Sinnlichkeit

Das neue »Leopold-Mozart-Haus Augsburg« und seine zufriedenen »Macher« strahlten beim Presserundgang Anfang März um die Wette. Schnell eroberte allein schon die mitatmende Farbästhetik in variierenden Blau-Grau-Tönen mit dezenten Raumtiefe-Effekten den Besuchersinn. Das Warten auf die Eröffnung hatte sich gelohnt. Die Corona-Pandemie sorgte jedoch für eine erneute Schließung des Hauses – nach nur einem Wochenende. Seit dieser Woche hat das Leopold-Mozart-Haus nun wieder geöffnet.
Das helle, großzügige und barrierefreie Foyer samt geistreichem Filmprolog lässt ahnen, dass sich hier sehr vieles zum Vorteil, Gefallen und Wissen künftiger Besucher verändert hat. Zeitgemäß und mit Sinn für Sinnlichkeit und Stil wurde in das Haus in der Frauentorstraße 30 investiert (1,2 Millionen Euro insgesamt immerhin). Es wurde aufwendig kernsaniert, um dem seit letztem Jahr umfänglich rehabilitierten Vater Mozart in seiner Geburtsstadt ein würdiges Museum zu schaffen. Dieses bildet jetzt in den Themenräumen kreativ und teils interaktiv Leopold Mozarts facettenreiche Existenz als »Vizekapellmeister & Komponist, Musikpädagoge, Autor, Verleger & Notenhändler, Katholik & Humanist, Augsburger & Europäer, Chronist seiner Zeit, liebender Ehemann, Vater, Lehrer, Manager und Reiseleiter zweier Wunderkinder« (so formuliert im neuen Museumsflyer) ab.
Richtschnur für die Neukonzeption der elf Themenräume, die von der Münchner Agentur Unodue gemeinsam mit Simon Pickel (Leiter des städtischen Mozartbüros), Ute Legner (Leiterin des Musikvermittlungsprogramms MEHR MUSIK!), Professor Johannes Hoyer (Leiter des Masterstudiengangs Musikvermittlung am LMZ der Universität Augsburg) sowie dem Kunsthistoriker Ulrich Heiß entwickelt wurden, war natürlich die ebenfalls zum Jubiläum edierte Biografie von Silke Leopold. Zudem wartet reichlich »Schubladenmaterial« auf Verwertung und Zurschaustellung in kleinen Wechselausstellungen, die dem Haus zusätzliche, wissenschaftliche Tiefenschärfe verleihen. Derzeit erfahren wir über die Vitrinen-Schaustücke so manch Überraschendes zum Jesuitentheater, in dem Leopold schon mit vier Jahren auf der Bühne stand, um lebenslänglich kreativ und mit weltmännischer Neugier geprägt zu werden.
Die Intention, mit der Neuausrichtung ein »Haus für alle« zu öffnen, wie sie Florian Wenz von Unodue zur Eröffnung erläuterte, ist offenkundig geglückt. Während sich Eltern in Ruhe mit textilen Ausstellungsstücken und Texten– nicht zuletzt ein Hingucker ist die Erstausgabe (1756) von Mozarts Lehrbuch »Versuch einer gründlichen Violinschule«, die in Augsburg gedruckt wurde und als Geschenk aus Essen hierher kam – auseinandersetzen, stoßen Kinder auf allerhand anregende Exponate wie die magischen Musikwürfel und werden sicher auch die Beschallung im sogenannten »Sinnesraum« toll finden, der die klassische Musik etwa durch Vibrationen im Sitzmobiliar oder Drehpodest zur körperlichen Erfahrung werden lässt. Nicht nur, weil wir uns dank einer Reisekutsche, die mit einer Riesenportion restauratorischer Hingabe als Kopie gebaut wurde, für Momente ins mozartliche Reiseerlebnis hineinfühlen oder im zauberhaften und dem Barockstil nachempfundenen Zimmertheater auf zukünftige, intime Konzertabende freuen, gilt daher ab sofort: Auf ins neue Leopold-Mozart-Haus!
Reguläre Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag und Feiertage 10–17 Uhr
Infos zu Ihrem Besuch unter:
www.mozartstadt.de
Foto: Ruth Ploessel