Wer steckt hinter den Straßennamen? Häufig sind keine erklärenden Schilder zu finden.
Straßen und ihre Namensgeber

Im Grafischen Kabinett erzählt eine neue Ausstellung vom Bildhauer Fritz Koelle und dessen Schaffen. Zahlreiche Dokumente über sein Leben sowie viele wunderbare kleine Bronzearbeiten sind zu sehen. Koelles großformatige Skulpturen sind nur als Fotografien präsent, da sie bis heute Straßen und Plätze in verschiedenen Städten schmücken. Eine von ihnen, »Betender Bergmann«, ist an der Augsburger Fritz-Koelle-Straße aufgestellt.
Diese Skulptur hat mich an ein Problem erinnert: Ich besuchte den »Betenden Bergmann« an seinem Standort und habe festgestellt, dass es kein Schild gibt, der Passanten erzählen könnte, wer/was abgebildet ist und wer das Kunstwerk geschaffen hat. Ich suchte die Straße vergeblich ab und fand kein Schild, das erklärt, wer der Namensgeber dieser Straße ist und für welche Verdienste die Stadt entschieden hat, seinen Namen auf der Karte zu verewigen. Dies ist kein Einzelschicksal.
Ich wohne in der Bleriotstraße und habe viele erwachsene Einwohner dieser Straße befragt. Keiner wusste, dass die Straße den Name des Luftfahrtpioniers Louis Charles Joseph Blériot trägt, der als erster Mensch am 25. Juli 1909 in einem Flugzeug den Ärmelkanal überquerte. Das wissen jedoch die Kinder aus der dort angesiedelten Blériot-Grundschule. Keiner der Passanten in der Morellstraße wusste, dass die Straße nach dem Bürger- und Baumeister Johann Georg Morell (1690–1763) benannt ist. Keiner der Schüler der Berufsschule, die an der Haltestelle »Von-Parseval-Straße« auf die Straßenbahn warteten, wussten, dass von Parseval ein deutscher Konstrukteur und Produzent von Luftschiffen und ab 1901 Gründungsmitglied und 1. Vorsitzender des Freiballonvereins Augsburg war.
Einige Straßen unserer Stadt wie die Konrad-Adenauer-Allee oder die Fuggerstraße brauchen keine Vorstellung ihrer Namensgeber, sie sind jedem in der Regel aus dem Schulunterricht bekannt. Andere wie Rieslingstraße, Muskatellenstraße, Sylvanerweg, Traminierweg haben keinen direkten Bezug zur Stadt und ihrer Geschichte. Sehr viele Straßen aber sind nach bestimmten Persönlichkeiten benannt, die etwas Großes für die Menschheit, den Staat oder die Stadt geleistet haben, die den Bewohnern und Passanten dieser Straßen jedoch nicht bekannt sind.
Wenn man heute eine neue Straße nach einer Persönlichkeit benennt, wie es zum Beispiel mit dem Mietek-Pemper-Weg geschah, stellt man ein Schild auf, das über diese Person informiert. Wir brauchen solche Schilder in vielen weiteren Straßen unserer Stadt.
Viele Menschen kommen nach Augsburg, um hier einen wesentlichen Teil ihres Lebens zu verbringen. Man sollte ihnen helfen, die Stadt besser kennenzulernen und zu verstehen.
Oder kann man solche Schilder gar virtuell aufstellen? Falls jemand die Lösung dieses Problems organisieren möchte, wirke ich gerne aktiv an der Verwirklichung mit.
Die wunderbaren kleinen Plastiken von Fritz Koelle können Sie übrigens noch bis zum 22. November bewundern.