Pünktlich zu Allerheiligen, wenn Themen rund um die Ewigkeit stark präsent sind, lud das Ensemble Más Que Tango zum traditionellen Konzert ins tim ein, diesmal unter dem Motto »Paradies«.
Der Weg ins Paradies

Ist das Paradies ein Ort auf Erden? Oder ein Gefühl des Angekommen- und Angenommenseins? Sind die Hölle die Anderen oder ist es das Selbst? Gibt es einen Weg zum Paradies und führt dieser nur durch die Hölle? Ist das Paradies eine Utopie in der Hölle der Realität?
Auf diese Fragen versuchten Künstler und Philosophen allezeit Antworten zu geben. In seiner Einführung charakterisierte der Gastgeber des Abends, der Leiter des Textilmuseums Dr. Karl B. Murr, das Paradies als ein Gefühl der ursprünglichen Wärme und des Angenommenseins, als die Erfahrung ganz da sein zu können, in einem Moment des Vertrauens, nicht nackt, sondern in ein Kleid aus Licht gekleidet. Doch wer über das Paradies redet, darf über die Hölle nicht schweigen, betonte Murr.
Auch der Meister des argentinischen Tangos, Astor Piazzolla, dessen Werke an diesem Abend im Vordergrund standen, thematisierte in seiner »Engel-Trilogie« den Kampf zwischen Dunkelheit und Licht als den Tanz, der über den leidvollen Tod zur lichtvollen Auferstehung führt.
So führte der Abend Schritt für Schritt aus den plutonischen Tiefen in die himmlischen Höhen. Der Spezialgast des Abends, der argentinische Komponist und Bandoneón-Spieler Marcelo Mercadante, erreichte mit seinen leidenschaftlichen Kompositionen und dem intensiven Spiel die tiefsten Schichten der Seele. Das Cellospiel von Edward King in der Komposition »In paradisum« aus Graduale Romanum ließ die Leichtigkeit und Harmonie des Elysiums erahnen. Iris Lichtinger repräsentierte am Klavier das feine Strahlen als Lichtträgerin. Die Interpretation des Violinisten Martin Franke von Piazzollas »Resurección del Ángel« beeindruckte mit dem Triumph der Auferstehung beim Finale.
Mit Hilfe der Rezitationen von Dr. Karl B. Murr, der aus den Werken von I. Bachmann, F.G. Lorca und J.L. Borges vorlas, schimmerte nach und nach der Schein der Hoffnung durch, dass der Weg zum Paradies für die Helden zu schaffen ist. Die Ankunft im gelobten Land ist keine Utopie, sondern die Realität, wie der Abend vorbildlich zeigte.