Merkwürdige Wesen bevölkern derzeit den Kunstverein Augsburg, geschaffen von Tobias Nink, einem jungen Bildhauer, der Möbel auseinandernimmt und neu konfiguriert.
Wesentliche Objekte

Schlank und hochaufgerichtet bieten sich die Individuen dar, die Tobias Nink aus alten Möbeln erschafft. Der Künstler, ausgebildet von Tony Cragg und Richard Deacon an der Kunstakademie Düsseldorf, sucht nach Stücken aus den 1950er bis zu den 1970er-Jahren wie sie in vielen Wohnungen standen. Gelsenkirchener Barock und Palisanderanbauwand werden säuberlich auseinander gesägt und sichtbar mit Klebstoff wieder zusammengefügt, allerdings völlig anders als zuvor. Von Kommode und Schrank bleibt wenig übrig, denn Nink konstruiert aus dem Möbelmaterial Wesen, die ihren Ursprung in Wohnzimmer oder Flur nicht verleugnen, aber vom Gebrauchsgegenstand zur Skulptur mutiert sind. Die Arbeiten sind abstrakt, doch Proportionen und Maßstäblichkeit suggerieren Figuration. Nink wählt für seine Arbeiten formal markante Teile aus: Eckkonstruktionen, Beine, Schubladen mit Knöpfen sorgen für Persönlichkeit(sstörung). Den Prozess der Transformation treibt er bei einigen Objekten noch weiter, indem er die Konstruktion in Beton oder Bronze abgießt. Ninks Umbaumaßnahmen führen zu Arbeiten von hoher ästhetischer und formaler Qualität, die in der Ausstellung mit großformatigen klaren Zeichnungen schlanker Möbel/Wesen korrespondieren. Eine überzeugende Ausstellung, schlüssige Arbeiten, sehr gut.
Tobias Nink »Persönlichkeitsstörung«, bis 1. Oktober im Kunstverein Augsburg
Führungen: 16. August, 18 Uhr/9. September, 14 Uhr/27. September, 18 Uhr