Der Drache

Aus dem Russischen von Hans Bergmann
Lanzelot tritt an, um eine Kleinstadt nach vierhundert Jahren an Leid und Unterdrückung aus den Klauen eines Drachen zu befreien, und bekommt es dabei nicht nur mit dem Monstrum selbst, sondern auch mit den verängstigten Bürger:innen zu tun, die das Unrechtsregime des Drachen so sehr verinnerlicht haben, dass sie es gegen ihren potentiellen Befreier verteidigen. Und auch nach dem Tod der tyrannischen Bestie findet das Städtchen nicht den Weg in die Freiheit, sondern endet in der Diktatur des Bürgermeisters, der die Schreckensherrschaft des Drachen fortführt.
Lanzelot erkennt: Um mündige und freie Menschen zu schaffen, genügt es nicht, einem Untier das Haupt abzuschlagen. Der Kampf gegen Tyrannei muss vielmehr im Kopf eines und einer jeden Einzelnen gewonnen werden.
Der Drache benennt, was sich bis heute fortschreibt: Es kann nicht gelingen, eine Gesellschaft zu befreien, wenn diese nichts mit der Freiheit anzufangen weiß. Dabei zeichnet das Stück auf polemisch-humoristische Weise alle Selbstlügen nach, mit denen die Bürger:innen ihre Knechtschaft als die beste aller Lebensformen erscheinen lassen wollen, ebenso wie die zahlreichen Unterdrückungsstrategien der Despot:innen – vom Spitzelwesen, einer gesteuerten Presse, der Verhaftung Unliebsamer bis hin zum Heraufbeschwören scheinbarer Bedrohungen von außen.
Brechtbühne im Gaswerk
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