»Projektor«, die a3kultur-Filmkolumne, über die Rückkehr von Filmfestivals, Johnny Depp, einer leichten Dame und eines Streamingdienstes.
April – Monat der Wiederkehr

Liebe Leser*innen, es handelt sich ganz und gar nicht um einen perfiden Aprilscherz, wenn ich Ihnen mitteile, dass Filmfestivals in größerem Umfang zurück in unserer Mitte sind. Zwar wurden einige Festivals vom April bereits in den Sommer verlegt, doch ein paar finden wie geplant statt, darunter auch fünf deutsche Events für uns Cineasten. Im Falle des Filmfests Bremen sollen neben Streams sogar Live-Events unter freiem Himmel stattfinden. Man darf gespannt sein. Die Termine finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Nach diversen Skandalen um seine Person kehrt auch Johnny Depp auf die Bildschirme zurück, zumindest vielleicht. Und wenn, dann mit einem Film von 2018. In »City of Lies« spielt Depp den Polizisten Russell Poole. Poole und Journalist Jack Jackson (Forest Whitaker) versuchen gemeinsam die Morde an den Rap-Legenden Tupac Shakur und The Notorious B.I.G aufzuklären. Obwohl der Film beim Noir Film Festival 2018 Premiere feierte, wurde er wegen diverser Rechtsstreitigkeiten seither nicht veröffentlicht. Im März 2021 übernahm nun Saban Films die Vertriebsrechte und strebt eine Veröffentlichung für »City of Lies« in Deutschland zu Anfang April an. Außer dass es sich dabei um ein Video-on-demand-Angebot handeln soll, ist weiterhin aber noch nichts Genaueres bekannt. Auch hier darf man gespannt sein.
Nach einer Verfilmung aus dem Jahr 1977 feiert auch die Biografie der französischen Zuhälterin Fernande Grudet, besser bekannt als Madame Claude, eine filmische Renaissance. Im Paris der 1960er-Jahre leitet »Madame Claude« (2. April, Netflix), verkörpert von Karole Rocher, ein florierendes Geschäft mit Edelprostituierten im schicken 16. Arrondissement. Sie sichert sich Macht und Einfluss in der französischen Politik sowie der kriminellen Unterwelt, bis eine wohlhabende junge Frau (Garance Marillier) ihr Imperium ins Wanken bringt. Der detailreichen Ausstattung und den scheinbar gut inszenierten Szenen im Trailer nach zu urteilen, können wir uns auf einen spannenden Thriller aus dem Nachbarland freuen. Immerhin tauchte Regisseurin Sylvie Verheyde bereits mit dem sehenswerten Film »Stella« (2008) ins Paris der 1970er-Jahre ab. Weniger empfehlenswert ist hingegen die äußert langweilige 70er-Jahre-Verfilmung »Madame Claude und ihre Gazellen« von Erotikregisseur Just Jaeckin mit Françoise Fabian in der Hauptrolle. Höchstens Klaus Kinski in einer Nebenrolle und die Musik des legendären Serge Gainsbourg wären ein Grund, sich dieses Machwerk anzusehen.
Und nun noch zu einem persönlichen Comeback. Nachdem ich Disney+ aus unterschiedlichen Gründen, die ich bei anderer Gelegenheit vielleicht einmal näher erörtern werde, gekündigt habe, ist das Abonnement nun doch wieder aktiviert. Seit Februar hat der Streaming-Dienst des weltweit größten Unterhaltungskonzern mit »Stars« einen Kanal im Angebot, der sich explizit an Erwachsene richtet. Dahinter steckt, anders als zunächst zu vermuten, kein Schmuddelkram mit Goofy, Minnie Maus und Co., sondern Filme aus den Häusern 20th Century Studios, Touchstone Pictures und Hollywood Pictures sowie Serien von ABC, FX, Hulu, Fox oder Showtime. Meine drei aktuellen Favoriten des Angebots:
- Eine kleine Wes-Anderson-Collection: »Rushmore«, »The Royal Tenenbaums«, »Die Tiefseetaucher« und »Grand Budapest Hotel«.
- »Atlanta« (1. Staffel, 2016): Earn (Donald Glover) und sein Cousin Alfred aka Paper Boi (Brian Tyree Henry) versuchen in der Musikszene Atlantas Fuß zu fassen. Mehrfach preisgekrönte Mischung aus Humor, Ironie und politischer Straßenattitüde (Foto oben © Guy D’Alema/FX).
- Nick Hornbys »High Fidelity« (1. Staffel, 2020) nach der Verfilmung von 2000 mit John Cusack in der Hauptrolle als gelungene Serie mit Genderflip: Zoë Kravitz als leicht abgefuckte Plattenladenbesitzerin und Musiknerd Rob ist einfach cool.
Filmfestivals:
08.–21.04. Internationale Grenzland-Filmtage Selb
14.–18.04. Filmfest Bremen
20.–26.04. goEast: Festival des mittel- und osteuropäischen Films
21.–25.04. European Media Art Festival
24.04.–02.05. Bergamo Film Meeting
27.04.–02.05. Lichter Filmfest