Drehbuch-Dreamteams
Im März starten gleich drei vielversprechende Filme, deren Drehbücher in Teamwork zwischen Autor und Regisseur*in entstanden sind. Lassen Sie uns daher keine Zeit verschwenden. Projektor – eine Kolumne von Thomas Ferstl.
Nur »Sonne und Beton« (2. März, Cinemaxx, Cinestar, Kinodreieck) in Berlin-Gropiusstadt im Rekordsommer 2003. Wer hier lebt, ist Gangster oder Opfer. Lukas (Levy Rico Arcos), Gino (Rafael Luis Klein-Heßling) und Julius (Vincent Wiemer) sind Opfer. Kein Geld fürs Schwimmbad, kein Glück in der Liebe und nur Stress zu Hause. Als sie im Park Gras kaufen wollen, geraten sie zwischen rivalisierende Dealer. Die verprügeln Lukas und wollen 500 Euro Schutzgeld. Wie soll Lukas das Geld auftreiben? Sein neuer Klassenkamerad Sanchez (Aaron Maldonado-Morales) hat eine Idee: Computer aus der Schule klauen. Dann sind sie alle Geldsorgen los. Der Plan gelingt. Fast.
Der Film basiert auf dem gleichnamigen, 2017 erschienenen autobiografisch inspirierten Bestseller von Felix Lobrecht (Podcast »Gemischtes Hack)«. Regie führte David Wnendt, der gemeinsam mit Lobrecht auch dessen Roman für den Film adaptierte. Übernommen haben sie die soziale Härte, die Ich-fick-deine-Mutter-Milieusprache und Lobrechts Witz. Im Film wird es dann außerdem temporeich, mit viel Situationskomik und Gewalt. Auf die Schnauze gibt’s reichlich, von Müttern, Vätern, Gangstern oder Nachbarn. Eine gelungene Milieustudie mit vier talentierten Filmdebütanten in den Hauptrollen.
»Die Fabelmans« (9. März, Cinemaxx, Cineplex, Kinodreieck) erzählt die Geschichte von Sammy Fabelman (als Kind: Meteo Zoryon Francis DeFord). Als der kleine Junge von seinen Eltern Burt (Paul Dano) und Mitzi (Michelle Williams) das erste Mal ins Kino mitgenommen wird, hinterlässt dies einen bleibenden Eindruck. Die Bilder verängstigen und faszinieren ihn gleichermaßen. Eine eigene Kamera hilft ihm dabei, die Eindrücke zu verarbeiten. Jahre später ist Sammy (nun: Gabriel LaBelle) ein Teenager, der kaum mehr von seiner Kamera zu trennen ist. Doch während Sammy sich mehr und mehr dieser Leidenschaft verschreibt, fängt die Fassade seiner liebevoll chaotischen Familie an zu bröckeln.
In den USA bereits erschienen, ist Steven Spielbergs eigene Coming-of-Age-Story lustig, traurig, hoffnungsvoll und eine wahre Freude, wenn man dem großartigen Cast beim Transport dieser Emotionen zusieht. Noch dazu bildgewaltig inszeniert, hat der legendäre Geschichtenerzähler damit nicht nur selbst sein Gesamtwerk mit einem filmischen Denkmal gekrönt, sondern auch eine schillernde Ode an die Magie des Films geschaffen. Dafür gab es bereits unter anderem einen Golden Globe für den besten Film sowie sieben Oscar-Nominierungen. Die Deutsche Film- und Medienbewertung versah den Film als fantastisches Erzählkino zu Recht mit dem Prädikat »besonders wertvoll«. Unterstützung erhielt Spielberg beim Drehbuch von Pulitzer-Preisträger Tony Kushner.
»Sisi & Ich« (30. März, Kinodreieck) nähert sich der legendären historischen Figur (Susanne Wolff) aus der Sicht von Gräfin Irma (Sandra Hüller), die zu Kaiserin Elisabeths Hofdame berufen wird. Irma ist sofort von der beeindruckenden, aber auch selbstzerstörerischen Sisi fasziniert. Sie gerät immer weiter in ihren Bann, verliebt sich unsterblich in die freie und ungebändigte Kaiserin und unterstützt sie schließlich bei einer folgenschweren Entscheidung.
Basierend auf einem Drehbuch des Ehepaars Frauke Finsterwalder und Christian Kracht inszeniert Finsterwalder selbst mit »Sisi & Ich« ihren zweiten Spielfilm. Gemessen an Drehbuch und Trailer könnte es sich nach »Corsage« (2022) um den interessantesten Sisi-Film der letzten zwanzig Jahre handeln. Man darf gespannt sein.
Filmfigur des Monats:
Felix Lobrecht
- Geboren am: 24.12.1988 in Mettingen
- Beruf: Comedian, Podcaster, Autor
- 1993: nach dem Tod der Mutter mit zwei Geschwistern beim Vater in Berlin-Gropiusstadt aufgewachsen
- 2012–2016 und seit 2021: Studium der Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre an der Philipps-Universität Marburg
- 2015: erstes Buch »10 Minuten? Dit sind ja 20 Mark!«
- 2017: zweites Buch »Sonne und Beton«
- seit 2017: Podcast »Gemischtes Hack« mit Tommi Schmitt
- 2020: Deutscher Comedypreis – Bester Komiker und Bester Comedy-Podcast