Politik & Gesellschaft

Festivalchefin verabschiedet sich

Lembert-Dobler
a3kultur-Redaktion

Wie es mit dem Friedensbüro und seiner Arbeit für die Friedensstadt weitergehen wird, ist ungewiss. Es gibt berechtigten Anlass zur Sorge.

Das Augsburger Hohe Friedensfest gehört zu den wunderbarsten Terminen unserer Stadt. Seit 1650 feiern die Menschen am 8. August diesen einzigartigen Festtag des Friedens. Er erinnert an die damals errungene Parität und konfessionelle Gleichstellung von katholischer, lutherischer und reformierter Kirche. Ein bedeutender Dialog der Religionen.

Im Vorfeld dieses Feiertags begeht die Stadtgesellschaft seit einigen Jahren ein Festival des Friedens, mit Musik, Diskussionen, Ausstellungen, Literatur und Denkprozessen.


Neben Brecht und Mozart bespielt die Stadt das Thema Frieden als entscheidende Säule seiner Festivallandschaft im jährlichen Zyklus. Zu diesem Zweck hält sie Etat, Büros und Infrastruktur für diese drei Bereiche vor. Die Ausprägung der einzelnen Themen und die Gestalt der ihnen gewidmeten Festivals könnten dabei kaum unterschiedlicher ausfallen. Man könnte annehmen, die Stadt unterhielte im Nebeneinander der unterschiedlich organisierten Festivalstrukturen ein Experimentierfeld für Fragen zur Kunst und Kultur im stadtgesellschaftlichen Kontext. 


Wenn dem so ist, darf man dem Friedensbüro zum gegenwärtigen Zeitpunkt getrost als der Versuchsreihe mit der größten Wirkkraft gratulieren. In den letzten Jahren verstanden es die Macher*innen, ein Netzwerk aufzubauen, das seinesgleichen sucht.

Dutzende, wenn nicht eher Hunderte Institutionen, Organisationen, Initiativen, Einzelplayer, freie Gruppen sowie Orte des gesellschaftlichen Engagements, der Kunst, Kultur, Religion, Wissenschaft und Bildung wurden im Lauf der Jahre Teil dieser wunderbaren Kooperation.


Sie alle beteiligten sich, um ihren Beitrag zur Friedensstadt Augsburg zu leisten. Das Spektrum der Veranstaltungen fand bald keinen Rahmen mehr im definierten Festivalzeitraum in den Wochen vor dem eigentlichen Feiertag.

Also wurden Formate geschaffen, die das Thema Frieden über das gesamte Jahr in einer hervorragenden Stärke, Schärfe und Aktualität in unsere Mitte holten. Zuletzt mit einer Diskussion zum Thema »Gefährdete Demokratie – gefährdeter Frieden?«, bei der die ebenso bekannte wie mutige Journalistin Natalie Amiri auf den sicherlich nicht weniger prominenten Philosophen und Medienprofi Michel Friedman traf und dem Goldenen Saal des Augsburger Rathauses für einen Abend zu echtem Glanz verhalf.

Dieser besondere Abend war der letzte Programmtermin, den Christiane Lembert-Dobler als Leiterin des Friedensbüros zu verantworten hatte. Über neun Jahre wirkte sie als wesentliche Kraft in der Friedensstadt. Nun geht sie in den Ruhestand und hinterlässt eine Leerstelle, die sich nicht so leicht wird schließen lassen. Folgerichtig war der längste und herzlichste Applaus an diesem Abend an sie adressiert.

Wie es mit dem Friedensbüro und seiner Arbeit für die Friedensstadt weitergehen wird, ist ungewiss. Es gibt berechtigten Anlass zur Sorge. 
Erst vor gut einem Jahr ließ das OB-Referat der Stadt, dem auch Christiane Lembert-Dobler unterstand, eine Beschlussfassung im Kulturausschuss abnicken, die eine Welle der Empörung und des Protests bei den Weggefährt*innen des Friedensfestes der letzten Jahre auslöste.

Unter dem Titel »Partizipative konzeptionelle Weiterentwicklung Friedensbüro und Friedensfest« wurde der Vorwurf erhoben, das Festival sei zu intellektuell, zu künstlerisch und erreiche zu wenige Menschen. (unter www.a3kultur.de als PDF zum Download)

An Tag der Verabschiedung von Christiane Lembert-Dobler war davon keine Rede mehr. Und es bleibt zu hoffen, dass es dabei bleibt.

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