Ausstellungen & Kunstprojekte

Jetzt mal ganz konkret

In der Ulmer Kunsthalle Weishaupt ist derzeit alles »Reine Formsache«. Die aktuelle Schau bietet einen Einblick in die Möglichkeiten und Spielarten der konstruktiv-konkreten Kunst.

Die Bildsprache der konkreten Kunst bedient sich geometrischer Formen wie Kreis, Linie, Viereck oder Dreieck. Im Unterschied zur abstrakten Kunst, die einen theoretischen, gedanklichen oder realen Sachverhalt auf eine andere bildliche Ebene hebt, stellt die konkrete Kunst die Farben und Formen selbst in den Vordergrund, macht die vom Betrachtenden rezipierte Oberfläche zum Bildinhalt. Es ist, was es ist: die systematische Auseinandersetzung mit der Beziehung von Formen und Farben und deren Wahrnehmung und Wirkung.

Das hört sich vielleicht etwas trocken-theoretisch an, beim Gang durch die rund 1.300 qm der Kunsthalle Weishaupt erschließt sich jedoch bestechend, mit welchen Ansätzen und Methoden die Vertreter*innen der konkreten Kunst zu Werk gingen. In 63 Beispielen aus der Sammlung Siegfried und Jutta Weishaupt ist zu erleben, wie Künstler*innen in den letzten 100 Jahren gegenstandslos-geometrisch gearbeitet haben und welche Wege sie beschritten haben. Beginnend bei Piet Mondrian mit einer Rasterkomposition von 1922 sind diese Spielarten aufgezeigt, wobei der Schwerpunkt der Ausstellung auf der Zeit nach 1945 liegt. Den Zürcher Konkreten wird breiter Raum gewährt, darunter Max Bill, dem Gründungsdirektor der wegweisenden Ulmer Hochschule für Gestaltung HfG. Zu sehen sind auch Werke von Josef Albers, der anhand farbiger Quadrate das Ganze wissenschaftlich anging. Es gibt Op-Art von Bridget Riley oder Victor Vasarely, Streifenbilder von Günter Fruhtrunk, doch ebenso neuere Positionen von Gerwald Rockenschaub und Imi Knoebel bis hin zum jüngsten Exponat der Schau, einer 2020 entstandenen Arbeit von Philippe Decrauzat.

Auch wenn die Künstler*innen sich höchst intellektuell mit Farben und Formen auseinandersetzen, sind die konkreten Ergebnisse keinesfalls trockene Laborresultate, sondern entwickeln in ihren delikaten Farb- und Formkompositionen eine sinnlich vibrierende Kraft. Diese Kunst fordert unsere Wahrnehmung, sie lädt zur Auseinandersetzung mit unseren Seherfahrungen ein und vermittelt dennoch bei allem eine große Freude. Zur Ausstellung erscheint ein reich bebildertes großformatiges Magazin für schmale acht Euro.

Reine Formsache. Konstruktiv-konkrete Kunst aus der Sammlung | bis 18. Juni 2023

www.kunsthalle-weishaupt.de

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