Wir bauen ein Theater!
Das Junge Theater Augsburg (JTA) baut sich eine neue, eigene Bühne im Kulturhaus Abraxas. a3kultur fragt bei Susanne Reng und Berrit Pöppelmeier nach dem aktuellen Stand des Bauvorhabens.
a3kultur: Seit vergangenem Sommer steht fest, dass das JTA zusätzlich zu seinen angestammten Büroräumen im Nordflügel die ehemaligen Räume des BBK im Kulturhaus Abraxas übernimmt. Wie soll die dort geplante neue Theaterbühne aussehen?
Reng: Studierende des Studiengangs »Energieeffizientes Planen und Bauen« an der Technischen Hochschule Augsburg erarbeiteten in der Vergangenheit Konzepte für unsere neue Spielstätte. Sechs Entwürfe wurden im Sommer von uns ausgezeichnet. Wir haben uns die sechs Gewinner*innenentwürfe noch einmal gemeinsam mit der Bauleiterin Sabrina Sommer nach unseren Kriterien, wie der Umsetzbarkeit sowohl finanziell als auch baulich, angesehen und die überzeugendsten Elemente zu einem Modell verdichtet. Dieses Modell wurde bereits vom Kulturreferat abgesegnet.
Wie ist der aktuelle Stand des Projekts?
Pöppelmeier: Derzeit stehen die konkreten Mietkonditionen mit der Stadt noch aus. Die Stadt hat sich als Vermieterin aber bereit erklärt, die notwendigen drei Durchbrüche zu machen, um zum Beispiel den Besucher*inneneingang zu verlegen, damit wir auch barrierefrei sind. Für den Innenausbau sind dann wir zuständig.
Reng: Wir kümmern uns derzeit vor allem um die Finanzierung und sind auf der Suche nach Partner*innen, um Drittmittel zu akquirieren. Wir organisieren für das Frühjahr ein Crowdfunding und freuen uns über viele Unterstützer*innen.
Das JTA setzt alles daran, dass der Zeitplan eingehalten wird
Wann soll die Bühne offiziell eröffnet werden?
Reng: Wir wollen ab September auf der neuen Bühne proben und am 6. Oktober 2024 soll die Premiere unseres inklusiven Kindertheaterstücks »Blödes Bild!« dort stattfinden. Das ist unser erklärtes Ziel. Die Bauleiterin ist sich sicher, dass der Innenausbau, also unsere Arbeit, recht fix gehen wird. Das JTA setzt alles daran, dass dieser Zeitplan eingehalten wird.
Wie viel soll das Projekt kosten?
Reng: Über 200.000 Euro. Unser Ziel ist es aber, diese Summe noch zu senken. Wir suchen zum Beispiel nach Produktsponsor*innen. Wir brauchen keinen brandneuen Parkettboden, wir freuen uns auch über einen gebrauchten, oder wir finden eine Firma, die uns den Boden sponsert. Gleichzeitig überlegen wir aber auch, wie wir möglichst viel selbst machen können. Dafür verbinden wir uns momentan mit vielen Partner*innen aus Augsburg, die uns mit Know-how und Material unterstützen können und wollen. Unsere Vision ist ein einladender, nachhaltiger Theaterort für junges Publikum, für die Augsburger Stadtgesellschaft.
Seit Kurzem habt ihr mit der Stadtsparkasse Augsburg einen neuen Sponsor. Wird sich die Stadtsparkasse auch an den Baukosten beteiligen?
Pöppelmeier: Wir sind sehr froh, dass wir den Kontakt zur Stadtsparkasse Augsburg wieder aufleben lassen konnten. Für dieses Jahr konnten wir ein kleines Sponsoring auf die Beine stellen und würden uns über weitere Unterstützung sehr freuen, aber auch hier haben wir aktuell noch nichts Vertragliches festgehalten.
Es gibt Plan A und Plan B
Wie plant man einen Spielplan, wenn man nicht weiß, wo man genau spielen wird?
Reng: Ja, das ist eine echte Herausforderung! Viele Theater kennen diese Situation, besonders in den Jahren der Pandemie mussten wir alle ständig eine Gleichung mit vielen Unbekannten lösen. Durch die Schließung unserer Studiobühne spielen wir ausschließlich in Gastspielorten, ca. 130-mal im Jahr. Wir packen ständig Autos ein und aus und bespielen Orte, die nicht für Theater gemacht sind. Wir sind müde! Natürlich plane ich als künstlerische Leitung die kommenden Spielzeiten – es gibt Plan A (mit neuem Spielort ab Oktober 2024) und Plan B (mit neuem Spielort ab unbekanntem Datum).
Es gibt einen Antrag bei der Stadt, in dem unterem anderem das JTA eine Etaterhöhung um 100.000 Euro von 200.000 auf 300.000 Euro jährlich fordert. Für was braucht ihr das Geld?
Reng: Die Erhöhung ist allein dafür da, unsere laufenden Kosten zu decken. Wir wollen allen unseren Mitarbeiter*innen faire Honorare zahlen, gleichzeitig haben sich die Energiepreise erhöht und die Inflation tut ihr Übriges. Hinzu kommt für uns die zusätzliche Miete für die neuen Räume, dieses Geld fließt dann wieder an die Stadt zurück. Wir sind ja nur Mieter in unseren Büroräumen und in unserem neuen Theater. Die Anpassung der städtischen Förderung läuft damit gänzlich losgelöst vom Umbau unserer neuen Räume.
Pöppelmeier: Es ist keine Erhöhung, sondern vielmehr eine Anpassung, damit wir die laufenden Kosten stemmen können. Die freie Theaterszene, bestehend aus insgesamt elf freien Theatern, ist gemeinsam mit der Bitte an die Stadt herangetreten, die Förderung der Stadt an die aktuellen Rahmenbedingungen anzupassen.
www.jt-augsburg.de
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