Wo der Strom blüht
Das Lab.30 ist und bleibt eines der schönsten Festivals Augsburgs
Das Medienkunstfestival Lab.30, – bereits das 23. seiner Art – ist auch dieses Jahr wieder ein Fest der (vor allem elektrisch generierten) Farben und Klänge und eine Leistungsschau dessen, was sich im 21. Jahrhundert an neuen Möglichkeiten für Licht- und Klangkünstler*innen auftut. Das Lab muss sich nicht hinter anderen Medienkunstfestivals wie der »ars electronica« in Linz verstecken. Dies bestätigen auch die teilnehmenden Künstler*innen.
Der Festivaljahrgang 2024 eröffnete daher auch gewohnt abwechslungsreich: Im Abraxas-Theater brachte Eric Raynaud alias Fraction in seinem »Ritual For A Dying Planet« mit hartem Noise und »backward masking«-Stimmen den Boden zum Beben und mit Stakkato-Visuals die Augen zum Tränen. Düsterer Black Metal, mal ohne Gitarren, gekonnt, wenngleich der Effekt, wie leider oft in der Medienkunst, etwas über die Inhalte siegt (Wiederholung am Samstag, 19 Uhr). Einen langen Atem brauchte man allerdings für Nick Balmers »Music for Stones«. Dafür lieferte das Münchner Duo Förster|Stupitzky mit »Specters Of The Internet« eine fast kabarettistische, parawissenschaftliche Reise in die Tiefen des Internet, wo es von Geistern nur so wimmeln soll. Dein Smartphone ist von bösen Spukwesen befallen? Who you gonna call? …
Wiederholungen der vergnüglichen Cyber-Séance gibt es an allen kommenden Festivaltagen.
Und auch sonst gibt es noch bis einschließlich Sonntag, 27. Oktober im Kulturhaus Abraxas wieder viel Faszinierendes (Daniel Baer: »Bodhira«), Bezauberndes (Fabian Schwarze: »Stromblüten«) und Witziges (»Speak loud, be hurt«-Applausboxen von Aaron Rahe – jeder sei sein eigener Trump) von insgesamt 30 teilnehmenden Künstler*innen von nah und fern. Und das Schönste: Es darf auch wieder angefasst und selbst interagiert werden. Erwachsene und Kinder dürfen ihren Spieltrieb hier ausleben wie sonst selten in Kunstausstellungen. Darüber hinaus stehen auch die Künstler*innen meist bei ihren Werken oder nach ihren Auftritten für ein Gespräch zur Verfügung. Und natürlich darf das Publikum – neben den offiziellen Preisen, darunter auch der »Kids Choice«-Award – auch wieder sein Lieblingskunstwerk küren. Der Publikums- und die weiteren Preise werden am Samstagabend verliehen.
Das Lab ist und bleibt einfach eines der schönsten Festivals Augsburgs, künstlerisch hochstehend und dennoch liebevoll gemacht. Auch der Festivaljahrgang 2024 bleibt dieser Linie treu. Und 2025? So langsam wird es etwas eng für das Lab im Abraxas. Noch können sich die Exponate in die Nischen des Trockenbaus der im Bau befindlichen neuen jta-Bühne schmiegen oder das leerstehende ehemalige BBK-Büro bespielen. Das wird nicht so bleiben. Was tun?
»Das Lab.30 ist extrem wandlungsfähig und wird sich immer den aktuellen Gegebenheiten anpassen.«, orakelt Festivalleiterin Maria Trump vielsagend. Lab.30 nächstes Jahr in der Baustelle des Bahnhofstunnels? Im Gaskessel? Oder gar im Glaspalast? Man wird sehen.
Das diesjährige Programm unter www.lab30.de
In eigener Sache
Mit dieser Position verabschiedet sich a3kultur-Redakteur und -Autor Manuel Schedl von seinen Leser*innen. Es hat Spaß gemacht, für Sie und Euch zu schreiben, und ich hoffe, ich konnte mit meinen Texten manch nützlichen Impuls geben und auch ein bisschen unterhalten und vielleicht auch Kunst- und Kulturfreund*innen an den zahlreichen Orten im a3kultur-Verbreitungsgebiet zusammenbringen. Danke für Ihr Interesse und auf Wiedersehen.