An der augenfälligen Rückwand des Galerieraums sehen wir: nichts. Leerstelle. Sebastian Bühler rückt den Boden des Projektraums in den Fokus, indem er diesen mit der Fotografie eines in die Jahre gekommenen Parkdecks bedeckt.
Zum Jubiläum wird es bayerisch
Diesmal beschränkt sich der BBK nicht auf Schwaben: Die Jubiläumsausstellung versammelt Arbeiten von acht bayerischen Künstler*innen in der Galerie im Glasplast.
»Kunst aus Schwaben« – so bringt der Name der Website des BBK Schwaben-Nord und Augsburg seine Aufgabe auf einen Nenner. Zum 75. Geburtstag des regionalen Berufsverbandes bildender Künstler*innen wurde dieser Radius aber nun temporär erweitert: »Kunst aus Bayern« heißt es in den nächsten Wochen in der-Galerie des Verbandes im Glaspalast. Acht im Freistaat beheimatete Künstler*innen geben in der thematisch freien Ausstellung Einblick in ihr höchst unterschiedliches Schaffen.
Die erste Begegnung mit einem Kunstwerk ergibt sich bereits im Erdgeschoss. Zwischen Treppe und Aufzug hat sich unübersehbar »Kairos« postiert – die antike Personifikation des Begriffs des richtigen Augenblicks. Die hochglänzende Bronzestatue, elegant auf einem Bein balancierend, ist ein Werk des Bildhauers Bruno Wank – oben in der BBK-Galerie begegnen wir weiteren seiner Arbeiten, die sich durch ihre Inszenierung schlüssig miteinander verbinden.
Doch zunächst wird es irritierend. Gleich hinter der Eingangstür der Galerie trifft der*die Besucher*in auf ein Ensemble von grauen Tellerminen aus kissenartig gefülltem Filz, an der Wand hängen wollene Dynamitstangen. Drauftreten? Sich durchschlängeln? Genau auf diese latente Beunruhigung setzt Gabriele Obermaier: Sie konterkariert die den originalen Objekten innewohnende Gefahr, indem sie ihren Versionen diese kuschelig freundliche Anmutung verleiht.
Alois Achatz, bezeichnenderweise studierter Holzbildhauer, ist mit einer in langer Reihe angeordneten Serie tiefenscharfer dunkler Waldansichten vertreten, ergänzt durch wie herangezoomt wirkende Baumstammdetails. Unspektakulär, leer und lakonisch wirken diese Bilder, ihren eindrucksvollen abstrakten Reiz, wie aus der Vergangenheit geholt, gewinnen sie durch das alte Verfahren der Heliogravüre, mit dem Achatz seine Fotografien als Tiefdruck transferiert.
Unübersehbar – in delikatem seidenmatten Rosa! – liegt mitten im Raum ein elegantes, aus geometrischen Formen zusammengesetztes flach ausgreifendes Objekt. Skaterrampe oder Feldherrenhügel? Betreten erwünscht? Oder lieber nicht? Die »Funbox« betitelte Skulptur von Julia Tiefenbach verändert nicht nur den Raum, in dem sie sich befindet, sondern auch die Wahrnehmung und das Raumgefühl der*des jeweiligen Betrachtenden.
Zu sehen sind in der gelungen vielgestaltigen Ausstellung zudem Arbeiten von Jonas Höschl, Karl Schleinkofer, Lina Schobel und Ernst Waldner. In der BBK-Galerie im Glaspalast bis zum 5. Januar 2025, Di, Do, Sa, So jeweils 13 bis 17 Uhr. Ein Katalog ist für 8 Euro in der Galerie erhältlich.
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