Ausstellungen & Kunstprojekte

Zwei Wege der Kunst

Andrea Sandner und Erika Kassnel-Henneberg, beide Kunstpreisträgerinnen des Landkreises 2022, zeigen ihre Arbeiten in Oberschönenfeld unter dem Titel »Am Horizont Utopia«.

Im vergangenen Jahr wurde der Kunstpreis des Landkreises in der Kategorie »Bildende Kunst« doppelt vergeben, sowohl Erika Kassnel-Henneberg aus Anhausen als auch Andrea Sandner aus Stadtbergen wurden ausgezeichnet. Nun ist beider Werk unter einem Dach in der Schwäbischen Galerie in Oberschönenfeld zu erleben.                                                

Mit dem Ausstellungstitel »Am Horizont Utopia« werden die Arbeiten der Künstlerinnen verbal zusammengefasst, doch ihre gänzlich verschiedenen künstlerische Herangehensweisen lassen sich hier getrennt voneinander erleben: Sandner, Künstlerin, Kunstpädagogin und -historikerin, zeigt im Erdgeschoss der Galerie Arbeiten aus vier zentralen Werkgruppen. Die Konzept- und Videokünstlerin Kassnel-Henneberg bespielt mit ihren Arbeiten das Obergeschoss,

Am irritierendsten ist dieser Blick aus den blauen Augen, der Lidschlag. Menschen auf erkennbar alten Fotografien sehen uns äußerst lebendig und zugleich hochgradig artifiziell an. Erika Kassnel-Henneberg, deren Familie aus Rumänien stammt, setzt sich in ihren Arbeiten intensiv mit dieser Herkunft auseinander und schreibt sich mit digitalen Mitteln in Bilder und Biografien längst verstorbener Menschen ein, indem sie deren Augen durch ihre eigenen ersetzt. Das hört sich spooky an, erweist sich jedoch als anrührend intensiv, macht ohne Umschweife klar, wie sehr die Künstlerin, ihre Herkunft, ihre familiäre Vergangenheit als Bestandteil ihres eigenen Lebens erfasst. Auch wenn sich dieses Gestern vielleicht als reine Utopie oder Traumwelt erweist, ist es dennoch real, ist unabdingbarer Teil ihrer Identität.

So sehr Kassnel-Hennebergs Arbeiten in ihrer Herkunftsgeschichte verankert sind, so entschieden lässt Andrea Sandner biografisches außen vor. Sie untersucht mit klarem Blick malerisch und fotografisch ihre Umgebung, Landschaften und Architekturen. Doch seziert sie diese zugleich, indem sie verortbare Landschaften fotografiert, diese subtil farbig teilweise übermalt und so dekontextualisiert. Sandner zeigt auch einige ihrer nach wie vor sehr überzeugenden streng schematisierten »Architekturen«, eine Form gegenständlicher Farbfeldmalerei. Am weitesten vom Verortbaren entfernt Sandner sich in der Werkreihe der »Horizonte« und »Pole«, präzise gemalten, ungemein reichen Farblinienkompositionen, mal waagerecht, zeilenweise, mal senkrecht angeordnet. Zwar mag frau in den schmalen Streifen Landschaften erkennen, doch eigentlich feiert Sandner hier Farben, Formen und Strukturen – die reine Malerei.

Die so unterschiedlichen, eindrucksvollen Arbeiten der beiden Künstlerinnen sind bis zum 2. Juli in der Schwäbischen Galerie Oberschönenfeld zu sehen. Das umfangreiche Begleitprogramm bietet Sonntagsführungen, Kunstbegegnungen und Künstlerinnengespräche, mehr dazu auf der Website des Museums.

www.mos.bezirk-schwaben.de

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