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Gebrauchsanweisung für Straßenmusik

Seit 2017 bringt Augsburg Marketing jedes Jahr mit »Play Me, I'm Yours« ganz besondere Blickfänge in die Stadt. © Stefan Mayr

Unterschiedlicher Sound ist in der Stadt zu hören. Für »Play me, I'm Yours« muss man nicht einmal sein Klavier selbst mitbringen. Unser Plädoyer für's Verweilen, Zuhören oder selbst Musikmachen. 

Straßenmusiker*innen erfreuen uns das ganze Jahr hindurch mit ihrer Musik und machen die Stadt zur Bühne ihrer Gefühle. Doch meistens spielen sie gegen den Strom der vorbeiziehenden Menschen an. Und das Hutgeld fällt mager aus. Dabei lohnt es sich zu verweilen und den Klängen zu lauschen. Von Akustik Pop bis zur konzertanten Darbietung ist alles geboten. Und allemal ein bis zwei Euro wert. Und es ist nicht auszuschließen, dass der eine oder die andere später von der Straße auf die großen Bühnen gelangt. Denke man nur an den großartigen Akkordeonspieler Ivan Hajek, der sich gerade in Augsburg mit fulminanten Auftritten über viele Jahre eine große Fangemeinde erspielt hat und heute die ganze Welt als Star bereist.

Einfach loslegen

In Augsburg sind die bürokratischen Hürden für Straßenmusiker*innen denkbar niedrig. In dem Informationsblatt »Gebrauchsanweisung für Straßenmusik«, das auf Deutsch, Englisch, Spanisch und Rumänisch verfasst ist, werden alle Interessierten mit den Worten begrüßt: »Schön, dass du da bist und unsere Stadt lebendig machst. Straßenmusiker*innen und -künstler*innen brauchen in Augsburg keine Genehmigung. Allerdings gelten ein paar wichtige Regeln«. Und diese Regeln sind sehr überschaubar und einfach einzuhalten.

In den meisten Städten muss zuerst eine Genehmigung eingeholt werden bevor man loslegen kann. Manchmal sogar mit Casting. Vielleicht liegt darin auch der Grund, dass viele Straßenmusiker*innen gerne und oft nach Augsburg kommen.

Lohnt sich das?

Eine Studie der Universität Köln aus dem Jahr 2021 ermittelte einen durchschnittlichen Verdienst von 23 Euro pro Stunde für virtuose und klassische Musik. Für Rock und Jazz hingegen nur 11 Euro. Für Augsburg werden die Einnahmen daher eher noch geringer ausfallen schon aufgrund der Größe und Einwohnerzahl. Die Pandemie und die allgemeine Wirtschaftslage haben diese Situation nicht besser gemacht. Somit müssen die Straßenmusiker*innen ganz schön lange spielen, um genug im Hut zu haben. Der nächste Stadtbummel wäre eine gute Gelegenheit, mit offenen Ohren und spendablem Herzen Halt bei den Straßenmusiker*innen zu machen. Ein Gewinn für beide Seiten.

Play Me, I'm Yours

Einen anderen Ansatz verfolgt die Kunst- und Kulturaktion »Play Me, I'm Yours« zur Belebung der Innenstadt. Seit 2017 bringt Augsburg Marketing jedes Jahr im September ganz besondere Blickfänge in die Stadt.

Immer schon ab Januar können sich bis Mitte März Künstler*innen, Vereine, Kindergärten und andere Projektgruppen mit ihren Vorschlägen der Gestaltung von Klavieren bewerben. Je nach Anzahl der gespendeten Instrumente werden dann die besten Kreationen ausgewählt. Für das Gestaltungsmaterial gibt es einen Zuschuss, der in der Regel bei etwa 300 Euro liegt. Anfang September kommen alle Kunstwerke und ihre Schöpfer*innen zu einer kleinen Vernissage zusammen, bevor die Klaviere für deren eigentlichen Zweck in der Stadt aufgestellt werden. Dieses Jahr stehen vom 6. bis 29. September wieder acht Klaviere auf Augsburgs Plätzen und dürfen nach Lust und Laune bespielt werden.

Und gerade die Kombination aus Kunstobjekt und Musik macht diese Aktion so spannend. Steht doch hinter jeder Gestaltung eine ganz persönliche Geschichte mit eigenwilligen Namen: Aux Cats, Pin-Stripe-Klavierdesign, Farbentanz, Freestyle, The Piano Forest, Symphonie des Gehirns, Music connects people und Kraft der Sonne.

Wer jedoch darauf spielt und vor allem was für eine Art von Piano Musik, ist und bleibt eine Überraschung. Sicher ist jedoch, dass es inzwischen schon Fangruppen gibt, die sich zum Beispiel jeden Abend im September am Dom treffen, um der Musik zu lauschen. Und das schon seit Jahren.
Der Zuspruch seitens der Augsburger*innen ist über die Jahre enorm gewachsen. Und viele freuen sich schon auf den »klingenden September«, wenn es wieder heißt: »Play Me I'm Yours«.

Straßenkunst als Event: Fête de la Musique in Friedberg, La Strada in Augsburg

Dass Künstler*innen durch die Straßen der Städte ziehen, um das Publikum zu begeistern, ist schon lange Tradition. Meist waren es kleine Wandertruppen die so von Ort zu Ort zogen. Inzwischen sind daraus weltweit kleine Festivals geworden, die mit handverlesenen Stars der Szene aufwarten.
Die Welt macht Musik. Immer. Ganz besonders aber zum längsten Tag des Jahres, zum Sommeranfang am 21. Juni. Die Fête de la Musique, das Fest der Musik, findet an diesem Termin jährlich in hunderten Städten weltweit statt.

Auch 2024 ging es in Friedberg wieder raus in die Öffentlichkeit. Musiker*innen sowie Bands unterschiedlicher Genres verwandelten die Altstadt am Freitag, 21. Juni in einen pulsierenden Klangkörper. Gespielt wurde in Innenhöfen, auf Terrassen und auf Freiflächen der Stadt. Alle Veranstaltungen im Rahmen der Fête de la Musique waren ohne Eintritt zugänglich. www.friedberg.de

In Augsburg entführt das Internationale Straßenkünstlerfestival La Strada Klein und Groß in die faszinierende Welt der Straßenkunst. Vom 26. bis 28. Juli verzaubern talentierte Künstler*innen ihre kleinen und großen Zuschauer*innen mit ihren einzigartigen Darbietungen. Von Jonglage (Ace-K) über Live Musik (Blechsalat), Akrobatik (Cia Duo Masawa) und natürlich Zauberei (Dan Marques), um nur wenige zu nennen, ist alles geboten, was zu einem großartigen Augsburger Stadtsommer gehört. Das ganze Programm gibt es unter www.augsburger-stadtsommer.de 
 

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