Langer Weg zur Freiheit

Das Sensemble Theater spielt das Stück »Fear of 13« nach dem Bestseller von Nick Yarris.
Das Stück spielt auf der Studiobühne, wir sind nah am Geschehen. Auf einem Stuhl in der Todeszelle sitzt Nick Yarris (Heiko Dietz), scheinbar unbewegt erzählt er seine Geschichte. Er soll eine Frau vergewaltigt und ermordet haben, der er nie begegnet war: »Aber das wollte ich gar nicht erzählen.«
Durch eine Kopfverletzung wurde er mit 7 Jahren zum »Problemkind«. Nick wurde mit 14 erstmals wegen Drogenmissbrauchs verhaftet. »Bis du volljährig bist, bist du tot oder lebst im Knast«, wurde ihm gesagt. Nick erläutert, warum die Dusche der gefährlichste Ort ist. »Ich habe keinen Mord begangen«, schreit er.
Zwischendurch schlüpft der zweite Spieler, Tobias Bosse, in die verschiedensten Rollen. Er schlägt zu, macht Geräusche, knipst das Licht an und aus. Yarris macht die Sensationsgier der Presse deutlich, man braucht einen Täter.
Ein Lichtblick war die Zusammenlegung mit zwei weiteren Inhaftierten in eine Zelle, denn sie waren sehr musikalisch, einer sang besonders schön. Letztlich wurden sie aber wieder voneinander getrennt.
Einmal gelang die Flucht. Es folgte die Jagd auf Nick mit Helikoptern und Hunden. Er wurde gefangen und misshandelt. Wieder im Gefängnis heiratete er 7 Jahre nach dem Todesurteil seine langjährige Brieffreundin Jacqueline. Die Ehe hielt, bis sie nicht mehr konnte. Sie war krank und »so allein«. Er machte sich Vorwürfe, dass er sie für seine Weiterentwicklung benutzt hatte. Jedoch: »Als Mensch kannst du dich nur weiterentwickeln, wenn dir jemand den Weg in die Zukunft zeigt.«
Später kam es zu den schlimmsten Gefängnisaufständen wegen totaler Überfüllung.
Immer wieder hatte Nick beantragt, seinen Fall neu aufzurollen. Die blutgetränkte Kleidung des Opfers war unbrauchbar geworden. Nick las viel, in 22 Jahren an die 9.000 Bücher. »Ich hatte keine Zeit mehr, auf andere böse zu sein.«
Schließlich schrieb er dem County-Gericht von Pennsylvania einen Brief und bat um seine Hinrichtung. Diese wurde hinausgezögert. Schließlich wurde eine neue Untersuchung möglich. Ein DNS-Test ergab eindeutig, dass Nick nicht der Mörder war. Daraufhin wurde er entlassen. Nick Yarris heiratete noch einmal und lebt heute mit seiner Familie in London.
Das sehr empfehlenswerte Stück ist minimalistisch aufgebaut und darum umso wirkungsvoller und beklemmender. Vor dem langen Schlussapplaus herrschte hörbare Stille.
Weitere Termine: 19., 20., 26., 27. Mai

