Mord im Kasino

Das Staatstheater eröffnete vergangenen Freitag mit »Kasino Kriminal« die Tatort-Saison und gastiert mit der 7. Folge des Kriminalformats im leerstehenden Sheridan-Casino.
Spielort und inhaltlicher Bezugspunkt des interaktiven Formats ist das seit den 90er Jahren leerstehende Sheridan-Casino. Eine Besichtigung potenzieller Interessent*innen bildet den Ausgangspunkt einer wendungsreichen Kriminalgeschichte, an deren Ende die zuschauenden Teilnehmer*innen nicht nur einmal überrascht werden.
Eröffnet wird die Besichtigung durch einen anfänglich unscheinbaren Mitarbeiter der SchwabenInvest, einem internationalen Immobilienkonzern mit familiärer Tradition. Mit viel Humor gelingt die Ausgestaltung des Stücks, wenn es etwa darum geht, den riesigen und millionenteuren Bau dem anwesenden Publikum schmackhaft zu machen. Torpediert wird das durch die junge Reporterin des Augsburger Volksboten, Jasmin Neumann, die dem Mord am Vorbesitzer auf die Spur geht. Die Hartnäckigkeit der Journalistin gefällt dabei am wenigsten der SchwabenInvest-Spitze, die sich während der Besichtigung allerhand Fragen zum Mord am Grafen mit rechtsextremen Verbindungen gefallen lässt. Scheinbare Transparenz wird hier zum Marketing eines Familienunternehmens. Anonym bleibende Mitarbeiter bezeugen, dass nicht alle Geschäfte des Unternehmens so legal seien. Darunter wohl auch das mit dem Grafen.
Die Figuren wirken dabei kalkuliert überzeichnet, von Zeit zu Zeit klischeehaft. Ein millionenschwerer Immobilienunternehmer, der längst mehr Zeit in Monaco als in Schwaben verbringt und dem es nach eigenem Vernehmen am Ende doch nur um die Menschen geht. Damit die vier Wände zum Wohnen haben. Auch Nachwuchs sei ihm wichtig, signalisiert er in Richtung der Reporterin. Familienunternehmen mit Tradition also, wäre da nicht die Unternehmensanwältin, die ungeachtet ihrer Kompetenz mehr durch ihr Auftreten einschüchtert und in ihrer Zielstrebigkeit auch gewisse Eigeninteressen verfolgt. Ganz zu Schweigen von Tobias, dem kleinen Mitarbeiter der SchwabenInvest, dessen ständig wechselnde Ansprachen durch seinen Chef eine ironische Entfremdung des Geschäftsmanns aufbringen. Detailreich schlängelt sich das Geschehen, durch die zweckmäßig gestalteten Räume des 1934 errichteten Nazibaus, um schließlich in allerlei tragischen und komödiantischen Wendungen zu gipfeln, wer denn nun den Vorbesitzer auf dem Gewissen hat. Und vor allem warum.
Eine spannende Tragikomödie, die es dem Zuschauer darüber hinaus ermöglicht einen interessanten Leerstand von innen zu sehen und gleichermaßen zeigt, was darin alles möglich ist.




