Täuschend (Br)echt (2)
Tag 2 der »Brechtmaschine« im Saalbau Krone
»Ich heiße Bert und bin ein Stück Metall«, antwortete der künstliche Brecht auf die Frage, wer er sei. Am ihrem zweiten Tag stieß die »Brechtmaschine« wieder an die Grenzen ihrer Intelligenz. »Einen Brecht, den man persönlich fragen kann« – hatte sich Julian Warner seit Jahren gewünscht. Gemeinsam mit Tina Lorenz (Leiterin der Digitalsparte am Staatstheater Augsburg) moderierte er die ebenso denkwürdige wie heitere Audienz mit dem Brecht-Bot.
Bei Letzterem, so Tina Lorenz, handelt es sich um einen Sprachgenerator, der Gelerntes reproduziert. Rund einen Monat lang hatte sie die »Brechtmaschine« mit Werken Bertolt Brechts gefüttert und auf dessen Wortschatz trainiert. GPT (Generative Pre-trained Transformer) kann korrekte Sätze formulieren, ein Bewusstsein für deren Bedeutung besitzt die Software allerdings nicht.
Gleich zwei kurze Dramen waren am Vorabend in der »Kybernetischen Schreibwerkstatt« entstanden, beim Finale der »Brechtmaschine« gelangten sie als szenische Lesung auf die Bühne. Passend zum eklektischen Mix aus zufällig gefundenen Requisiten hatte sich der digitale Brecht sehr absurde Handlungen einfallen lassen. Julius Kuhn, Mirjam Birkl und Sebastian Müller-Stahl vom Ensemble des Staatstheaters spielten »Revolver ganz groß« sowie »Der letzte Pflaumenbaum« mit der gebotenen Eindringlichkeit, was ihnen herzlichen Lacherfolg bescherte. Trotzdem, meinte Julian Warner zum Schluss, habe KI etwas Unheimliches.
Kennen Sie den Brecht-Bot schon? Fragen Sie ihn doch mal (wieder):
https://staatstheater-augsburg.de/brechtmaschine_fragen_sie_brecht