Festival

Tanz die Große Methode!

Julian Warner Brechtfestival
Gastautor

Acht Langstreckentänzer*innen, Glitzer-Show und viele offene Fragen

Zum Glück ging es beim Tanzmarathon während des Brechtfestivals nicht wie beim grausamen Vorbild aus den depressiven Jahren Amerikas vor fast genau 100 Jahren um das perverse Spektakel, bei dem die Ärmsten ihr Leben aufs Spiel setzten, um das Preisgeld von 5.000 Dollar zu gewinnen. Dafür sorgten auch festgelegte Tanzpausenzeiten. Dennoch sind Parallelen nicht von der Hand zu weisen:

Wirtschaftliche Krise, in Teilen absurd enge Kulturetats – auch gerade dank Theatersanierungs-Desaster –, weltweite Gefahrenlage, unberechenbare Machtmenschen am Ruder der Weltpolitik und natürlich das Preisgeld von 5.000 Euro. Zufall oder gewolltes Kalkül?

Die Antwort lieferte das Ensemble »Das Helmi« aus Berlin kurz vor Schluss der Veranstaltung. Als »Bert und seine Freunde« spielten sie eine Art Kasperle-Theater-Talkrunde und »reflektierten« die Geschichte der Tanzmarathons. »Wir sind die Zeitzeugen« war da zu hören – oder noch schlimmer: »Ich habe zehn Kinder gezeugt auf der Tanzfläche.« Da nutzte auch der Einwand »Wiederholt ihr nicht die Geschichte?« von Moderator Damian Rebgetz nichts mehr. Die Dialoge wurden der Tragik der damaligen Veranstaltungen nicht gerecht.

Und was war eigentlich der Inhalt dieser Show? Genau betrachtet haben acht Tänzerinnen versucht, 48 Stunden (plus Pausen) mehr oder weniger tanzend auf den Beinen zu bleiben. Gezogen hat sich das Spektakel über ganze drei Tage – eine lange Strecke, die wenige Besucherinnen anlockte. Warum auch, darf sehr wohl gefragt werden. Denn was ist spannend daran, Menschen dabei zuzusehen, wie sie sich bis zur Erschöpfung verausgaben?

Tanzen ohne Marathon

Das Rahmenprogramm hätte die eigentliche Attraktion sein können. Die Idee, Tanzgruppen vieler Nationen, die alle hier bei uns in Augsburg leben, zu präsentieren, hatte wirklich etwas ganz Besonderes: ein Mitmachprogramm für Groß und Klein, ein Kennen- und Verstehenlernen, eine kulturelle Reise durch unsere Stadtgesellschaft mittels Tanz und Musik. Hier sei ganz besonders die großartige »Hochzeitskapelle« erwähnt, die immer wieder den perfekten Soundtrack lieferte. Ein Tag hätte dafür mehr als gereicht.

Ach ja, eines noch: Zum Abschied hinterlässt uns der Künstlerische Leiter Julian Warner (Foto) seinen musikalischen Gruß: »Every Augsburger ist ein Star.« Na dann.

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