Vier Regionen für Europa

a3kultur-Redaktion

Mit dem Projekt »Vier Regionen für Europa« startete der Bezirk Schwaben als Moderator ein Projekt mit seinen Partnerregionen in Frankreich, der Ukraine und in Rumänien. Ein Ergebnis dieser Kooperation ist zum Beispiel das jährliche Fußballturnier, bei dem sich Jugendliche aus allen vier Ländern zum Sport und vor allem auch zum Kennenlernen treffen.

Mercedes Leiß ist beim Bezirk Schwaben für die Themen Europa und Kultur verantwortlich. Sie empfängt mich am bisher heißesten Tag des Jahres in ihren Büroräumen am Alten Postweg. Von hier aus treibt sie ihre Projekte voran. Das Europabüro ist zuständig für die Partnerschaftsarbeit mit dem Département de la Mayenne und mit der Region der Bukowina sowie für Fragen im Bereich der Europapolitik und der europäischen Förderprogramme. Durch die weit geöffneten Fenster zieht statt eines erfrischenden Lüftchens der Duft von Döner Kebab. Nach einem Glas Mineralwasser bin ich bereit für ein, wie ich vermute, trockenes Thema. So leicht kann man sich irren. Die nächsten beiden Stunden vergehen wie im Flug und Europa ist für mich danach ein Stück realer. Bevor Mercedes Leiß vor zwölf Jahren beim Bezirk Schwaben damit begann, das Europabüro des Hauses zu formen, arbeitete die Juristin schon einige Jahre in Brüssel. Den Weg aus der belgischen Europazentrale zurück nach Augsburg ging sie damals mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Ihr Mann setzte zum nächsten Karrieresprung, diesmal nach München, an und für sie war klar, dass sie ihn begleiten würde. Zum Job beim Bezirk gelangte die Europaspezialistin eher durch Zufall. Sie kannte zwar schon einige Personen über verschiedene gemeinsame EU-Projekte, darunter auch den jetzigen Präsidenten Jürgen Reichert, hatte die Institution aber nicht wirklich im Blick, als es darum ging, in erreichbarer Nähe zum neuen Lebensmittelpunkt in Landsberg eine adäquate Beschäftigung zu finden.

Erst vor Kurzem sah ich Mercedes Leiß in Mindelheim. Auf der Tagesordnung im dortigen Veranstaltungsforum stand am 7. Juni der Ablaufplan zum 25-jährigen Jubiläum der Partnerschaft zwischen Schwaben und der Region Mayenne. Ein Fokus des Festakts lag auf dem Thema »50 Jahre Elysée-Vertrag«. Ohne dieses epochale Dokument hätte Frau Leiß ihren jetzigen Job nicht. Der Bezirk Schwaben hätte kein Europabüro, Brüssel wäre hauptsächlich für seine Spitzen berühmt und Straßburg für Sauerkraut. Vor allem jedoch wären sich die Menschen im Nachkriegseuropa fremd geblieben, und das mit all den dazugehörigen Konfliktpotenzialen. Europa wächst seit den Unterschriften von Adenauer und de Gaulle unter den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag von 1963 zusammen und ist für viele Krisenregionen der Welt ein Vorbild an friedlichem Miteinander. Abseits der tagespolitischen Querelen sorgen Menschen wie Mercedes Leiß dafür, dass diese positive Entwicklung anhält. Sie verwaltet den Alltag in Europa, oder vielleicht besser gesagt: die Basis des Miteinanders. Dazu gehören die Förderung von Austauschprogrammen, die Mittelbeschaffung unter anderem aus EU-Töpfen, die Pflege von Partnerschaften auf bezirklicher und kommunaler Ebene sowie die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zu diesen weiten Themenfeldern. Dabei geht es ihr in ihrer Arbeit um die Region Schwaben und nicht nur um den Bezirk als Institution.

Auch wenn seit knapp zehn Jahren die Kultur ebenfalls zum Verantwortungsbereich von Mercedes Leiß gehört: Das Herz der Juristin schlägt für das Thema Europa! Mit ihren Kenntnissen im Europarecht ist sie die perfekte Beobachterin in aktuellen Fragen bezüglich der EU-Gesetzgebung und versendet in diesem Kontext regelmäßig Euro-Infos. Ihr Netzwerk reicht von den EU-Hauptstädten bis in die regionalen Europabüros und von Mayenne im Nordwesten Frankreichs bis an die EU-Außengrenzen in der Bukowina. Diese Region, teils rumänisch, teils ukrainisch, ist seit einigen Jahren die zweite Partnerregion des Bezirks. Hier leisten die Schwaben viel Aufbauarbeit und werden mit klaren Wünschen konfrontiert, denen sie aus Etatgründen nur selten nachkommen können. Der Charakter dieser Kooperation ist oft noch vom gegenseitigen Kennenlernen geprägt, einer Phase, über die man mit dem Partner Mayenne schon lange hinausgewachsen ist. Hier hat sich eine Partnerschaft entwickelt, die problemlos auch über alle parteiideologischen Grenzen hinweg funktioniert. Hier wurde der Austausch zur Partnerschaft. Diese Qualität der Kooperation hat Schwaben mit der Bukowina noch nicht erreicht. Aber man hat ja noch Zeit und die ersten Schritte sind gemacht. Und persönlich versteht man sich schon ganz gut, wie man zuletzt auch beim Festakt in Mindelheim feststellen konnte. Zum 25-jährigen Jubiläum der Partnerschaft Schwaben-Mayenne wurden die Freunde aus der Bukowina natürlich ebenfalls eingeladen. (Jürgen Kannler)