Wer bist du, Europa?
Das Junge Theater Augsburg feierte mit seiner Jungen Bürger*innenbühne Premiere. Im Mittelpunkt stand Europa, die EU und zehn junge Darsteller*innen, die mit viel Spielfreude und ihren eigenen Geschichten diesen Abend zu etwas ganz Besonderem machten.
»Mein Name ist Sonja und ich komme aus der Ukraine. Bis zum Ausbruch des Krieges fühlte ich mich als Europäerin.« »Ich fühle mich nicht europäisch, aber vielleicht irgendwann in der Zukunft« ist auch die ehrliche Antwort von Hazem, der mit seinem Bruder Rizk Alla vor ein paar Jahren aus Syrien nach Augsburg kam. Der Abend im Abraxas Theater begann mit einem Kloß im Hals, aber nicht lange, denn anschließend wurde spielerisch die Geschichte erzählt, wie Europa überhaupt zu seinem Namen kam. Und heute?
Generell wurde an diesem Theaterabend viel gelacht, wenn sich zum Beispiel das personifizierte Deutschland und Österreich an der Bar des Europaparlaments gemeinsam betrinken und über die Lage der Nationen sprechen oder auch wenn die unterschiedlichen Kulturen Busfahren. Dem Publikum standen vor Lachen die Tränen in den Augen. Man fühlte sich ertappt – manchmal auch der eigenen Vorurteile wegen.
Das Theaterteam beschäftigte sich über Monate mit der Frage, ob alle in Europa in Vielfalt geeint sind, so wie es der Slogan der EU verspricht. Die jungen Expert*innen des Alltags erzählen von ihren Erfahrungen, tauschen Rollen, berichten vom Alltagsrassimus und Diskriminierung, aber spielen auch mit Klischees.
Unbehagen rief vor allem der Gang aus dem Abraxas Theater hinüber zum JTA hervor. Dabei wurde das Publikum getrennt, alle mussten durch verschiedene Abschnitte gehen und vor verschlossenen Türen warten. Durch Lautsprecher waren Gesetzestexte zu hören, der eigene Grenzübertritt war unklar. Als durchgehendes Ausstattungsmittel dienten die golden schimmernden Rettungsdecken, die an Rettungsaktionen, an Krieg und Unglücke erinnerten.
Schlusspunkt des sehenswerten Theaterabends war das gemeinsame Singen, bei dem drei Akteur:innen, unter anderem auch Sonja mit Tränen in den Augen, in ihren Muttersprachen eine Strophe sangen. Da war er wieder, der Kloß im Hals.
Einziger Wehrmutstropfen ist, dass dieses Stück nur noch im Rahmen des Augsburger Hohen Friedensfestes am 23. Juli (20 Uhr) aufgeführt wird. Das ist schade, denn dieser Abend mit diesen spielfreudigen jungen Leuten ist sehr zu empfehlen.
Fotos: Frauke Wichmann/a3kultur