Festival

Von, zu, über, nach und auf Bertolt Brecht!

a3kultur-Redaktion

Vom 10. bis 19. Februar 2023 findet wieder das Brechtfestival statt; mit neuer Leitung und neuen Spielorten.

Neue Leitung, neues Glück: Im Saal der Alevitischen Gemeinde in Lechhausen stellte der seit 2021 tätige künstlerische Leiter der kommenden Ausgaben des Brechtfestivals, Julian Warner aus München, das Programm für den Jahrgang 2023 vor, und es zeichnet sich schon ab, dass mit Neuem zu rechnen ist, nicht nur im Hinblick auf die Inhalte, die natürlich wieder um das Werk des Dichters Eugen Berthold Friedrich Brecht (18981956) kreisen, sondern auch auf neue Spielstätten und Treffpunkte.

Denn Brecht `23, das wird kein Stadtbummel zwischen Einkauf und Clubmeile, hier ist echter Pioniergeist gefragt: Der Stadtteil Lechhausen, durch den Lech von der Innenstadt getrennt und seit jeher als prekär und kulturlos verschrien, wird, dem diesjährigen Motto
»Brecht’s People« Rechnung tragend, zum großen, offenen Festivalareal; neu dabei sind die Räume der Alevitischen Gemeinde in der Bozener Straße, wo einige größere Events stattfinden werden, und der Saalbau an der Landwehrstraße, derzeit Sitz des Oberbayerischen Trachtenvereins, der als Festivalzentrale fungieren wird. Daneben werden auch die Stadtteilbücherei Lechhausen, der Projektraum oder die Stadtsparkasse als Locations ihre Türen öffnen.

Aber auch traditionelle Kulturorte im Stadtgebiet werden natürlich nicht unbespielt bleiben, allen voran natürlich die Brechtbühne und das Brechthaus, aber auch die Halle B13 im martini-Park und das Staatliche Textil- und Industriemuseum (tim). Weite Wege also für die, die das Festival in seiner Gesamtheit auskosten wollen, trotz eines extra eingerichteten Shuttle Bus zwischen den wichtigsten Orten. Zur Orientierung daher nachfolgend ein paar ausgesuchte Höhepunkte des Programms:

Brecht = Theater. An dieser Gleichung muss auch im Jahre 2023 nicht gerüttelt werden. Und es war nicht die Frage, ob, sondern welche Stücke im Programm auftauchen, und was die Macher*innen an Ideen hineinlegen werden.

Eins vorweg: Eine große Brecht-Inszenierung eines der Augsburger Theater wird es im Rahmen dieses Festivals nicht geben. Dafür wird der Jubilar (Brecht hätte am 10. Februar 2023 seinen 125. Geburtstag gehabt) selbst in zahlreichen Beiträgen thematisiert und sein Werk einem kreativen Prozess unterzogen. Highlight dürfte das Gastspiel
»Brechts Gespenster« des Berliner Ensembles am 16. Februar im martini-Park sein. Digital sendet das Staatstheater an jenem Abend die Technofuturistische Séance »Futurioso« auf twitch.tv.

In die Sauna geht es mit der neuesten Produktion von Bluespot Productions: An mehreren Tagen lädt die experimentelle Theater- und Performance-Truppe zu ihrem Mini-Drama »Saunah« in ein Wohngebäude in der Yorckstraße.

Die Regisseurin Dorothea Schroeder hat sich in der Lechhauser Kneipenszene umgehört und die Essenz in das Audiofeature
»Der Geist der Taverne« gegossen, dem in der Stadtteilbücherei in der Blücherstraße zu deren hierfür erweiterten Öffnungszeiten gelauscht werden kann.

»BRECHTMASCHINE« ist der Überbegriff einer ganzen Reihe von Veranstaltungen und Projekten, die versuchen, Brecht-Rezeption und Textproduktion im digitalen Zeitalter, wo Algorithmen wie GPT3 möglicherweise in Konkurrenz zu lebendigen Schriftsteller*innen treten, zu beleuchten und kritisch zu hinterfragen.

Brecht-Nacht mit The Notwist
 
Kein Brechtfestival ohne Musik. Fans von The Notwist können sich schon jetzt freuen: Zum zweiten Mal nach ihrem Gastspiel im Kongress am Park 2020 treten die Weilheimer wieder bei der Brechtnacht auf.
In dem vom Notwist-Sänger Markus Acher und dem Augsburger Ethno-Experten Girisha Fernando kuratierten Musikprogramm der Brechtnacht am 11. Februar wird nicht nur Noise und Knistern die Luft im tim erfüllen, auch exotische Klänge z. B. von der Nakibembe Xylophone Troupe aus Uganda werden zu hören sein. Ein szenisches Konzert erwartet die Zuschauer*innen mit den ukrainischen Dakh Daughters, die bereits 2021 zu Gast waren.

Mit Brecht auf die Bretter

Von Bertolt Brecht ist bekannt, dass er wie viele junge Männer seiner Zeit ein Fan der in den 1920er Jahren neu aufkommenden Boxkämpfe war. Ob er heute auch eine Wrestling Show goutieren würde? Im Spektakel »Kampf um Augsburg
« wird die Bude endgültig abgerissen. Die Kombattanten im neuen Dickicht der Städte heißen nicht mehr Shlink und Garga sondern tragen Namen wie Zelina Power, Die Härte aus Schwaben, Boris Pain und Alpha Female.

Stücke, Lesungen, Musik, Walks, Installationen und Workshops
– mit »Brecht’s People« bleibt das Festival vielfältig, interdisziplinär und multikulturell. Infos zu Tickets und Busshuttle sowie allen analogen und digitalen Programmpunkten und Specials zu Brechts 125. sind ab sofort auf der Website www.brechtfestival.de abrufbar.

Das könnte Sie auch interessieren

Gastautor'in
Club & Livemusik, Festival

Von Avantgarde bis Zerfall – und zurück

Das Live-Debüt von Daughter Produkt in Augsburg bringt das Beste an Techno auf den Punkt. Ein Gastbeitrag von Gerald Fiebig
a3kultur
Club & Livemusik, Festival

Singoldsand Festival

Der Schwabmünchener Stadtpark an den Ufern der Singold wird wieder zur Festivalzone
a3kultur
Club & Livemusik, Festival

Feuriges Schwabmünchen

Der »Sommer 100« in Schwabmünchen dreht an diesem Wochenende richtig auf: Heiße Rhythmen aus Südamerika und von der iberischen Halbinsel gibt es beim Internationalen Wochenende vor dem Rathaus.