Die SchulKinoWoche Bayern lädt vom 31. März bis zum 11. April 2025 zum 18. Mal in bayerische Kinos ein. Start am 28. März im Cinecittà in Nürnberg.
Bitte erzählt eure Geschichte!

Das Brechtfestival ist in vollem Gange. In »Importbräute – Mein Schleier, das Henna und ihre Tränen« erzählen Journalistin Merve Kayikci und Regisseurin Dorothea Schroeder authentisch von migrantischen Frauen und ihren Schicksalen in Deutschland.
Die fiktive Erzählung, die auf journalistischen Interviews mit über 30 Frauen unterschiedlicher ethnischer Herkünfte basiert, die allesamt in Deutschland leben, ist in den theatralen Erzählrahmen einer Hennanacht eingebettet. Intensiv, unterhaltsam und emotional wird gezeigt, wie schwierig Anschlussfindung und Integration sein können, wenn die persönliche Freiheit eingeschränkt wird und über die Köpfe der Frauen hinweg entschieden wird, was sie zu tun und zu lassen haben.
Das Stationentheater bringt seine Zuschauer*innen an Orte, die für viele neu sind – an die man nicht unbedingt oft hinkommt, weil man in einem anderen Ortsteil wohnt, in seiner gewohnten Bubble bleiben möchte oder einfach keinerlei Berührungspunkte damit hat. Die Geschichten werden teils bilingual erzählt, und es gibt immer wieder türkische Textpassagen, die nicht übersetzt werden. Dieser Kniff bringt uns, die der türkischen Sprache nicht mächtig sind, in eine ähnliche Sprachbarrieresituation wie die damaligen Gastarbeiterinnen, die aus der Türkei unterstützend nach Deutschland kamen. Es zeigt aber auch: Man muss nicht zwingend alles wörtlich verstehen – manchmal begreift man sein Gegenüber auch durch Mimik oder Gefühl.
Im Café 99 lauschen wir einer Gruppe junger Mädchen, wie sie über die anstehende Hennafeier ihrer Freundin Melek sprechen und ihre Gedanken sowie Ängste über die Heirat miteinander teilen. In einem Brautladen lernen wir Elif Esmen als Meleks Mutter kennen, die uns als Brautgäste in die Tradition der Hennanacht einweiht, und Karoline Stegemann stimmt uns anschließend beim Damen- und Herrenfriseur im Viertel mit Glitzerpuder und passender türkischer Musik auf die bald anstehende Hennafeier ein, für die wir weiter in eine reich geschmückte Turnhalle irgendwo in Oberhausen ziehen.
Gerade als ich mich zu fragen beginne, wann wir mehr über das Leben der im Programmheft angekündigten Importbräute erfahren, wird die schöne, harmonische Feier von der Mutter der Braut jäh unterbrochen. Mit eindringlicher Emotionalität erzählen die beiden Schauspielerinnen ihre Geschichten von falschen Versprechungen, mit denen man sie nach Deutschland gelockt hat. Das prophezeite »Paradies von Bananen und Schokolade« wird von der brutalen, tristen Realität jedoch schnell eingeholt – genauso, wie wir als Publikum diesem Bruch inszenatorisch beiwohnen können.
Die insgesamt zwei Stunden sind kurzweilig – dank der interessanten Ortswechsel, dem sympathischen Team aus Profischauspielerinnen und Laien, den authentischen Erzählungen und der Publikumszusammengehörigkeit, die auf emotionale Weise entsteht, wenn am Ende alle die Möglichkeit haben, ans Mikrofon zu treten und verteilte Interviewkärtchen mit echten Erfahrungen vorzutragen.
Das qualitative und sehenswerte Projekt schafft einen Safe Space für Frauen, stellt diese ins Zentrum der Erzählung und fördert das Verständnis für die schwierigen Situationen, in denen sich viele der Importbräute befinden.
Am Ende steht eine klare Aufforderung: Bitte erzählt weiter eure Geschichten – und bitte, liebe Augsburger*innen, geht in dieses Stück!
Weitere Termine:
25.2.2025, 19.00 Uhr
26.2.2025, 19.00 Uhr
Alle Informationen zum Stück hier.
Das Brechtfestival läuft noch bis Sonntag, 2. März. Das Programm finden Sie hier.