Das katholische Herz Augsburgs

1.200 Jahre alt ist der Dom, der für die noch längere Geschichte des christlichen Glaubens in Augsburg steht. Die prächtige Bischofskirche, keck umkurvt von der Straßenbahnlinie 2, ist aber auch Pfarrkirche – und zwar für die Dompfarrei Zum Heiligsten Herzen Jesu. Sie ist die älteste Gemeinde in Augsburg. Ihre Wurzeln gehen wohl zurück bis ins 6. Jahrhundert nach Christus. Das heutige Domviertel war Ort der Wohnbebauung durch die Römer; entsprechend lebten hier auch viele Augsburger frühe Christen. Die heute zum Dekanat I gehörige Gemeinde hieß in frühen Zeiten noch St. Maria – was den Namen Mariendom, genauer: Hohe Domkirche Mariä Heimsuchung erklärt.
Jüngstes einschneidendes Erlebnis für die Gemeinde war der völlig unerwartete Tod ihres Pfarrers Josef Heigl im Februar 2013. Der Domkapitular und Prälat verstarb im Alter von 59 Jahren nach einer Frühmesse. Sein Nachfolger ist Pfarrer Armin Zürn (47), der nun seit Juni 2013 den 2.234 Katholiken des Domviertels vorsteht. Die Pfarrgemeinde zählt 1.038 männliche und 1.196 weibliche Mitglieder. Rund 200 Gläubige sind aktive, sich ehrenamtlich beteiligende Gemeindemitglieder, sie beleben den Domchor, die Jugend- und Seniorengruppe, stellen die Ministranten. Nach der Altersstruktur in der Gemeinde gefragt, erzählt Domkapitular Zürn, dass im Vergleich zu anderen Stadtpfarreien der Akzent auf der Altersgruppe von 20 bis 40 Jahren ungewöhnlich hoch sei, zurückzuführen wohl auf den hohen Anteil an Studenten und jungen Familien im Domviertel.
Dass es in Augsburg neben der Dompfarrei Zum Heiligsten Herzen Jesu gleichzeitig die namensähnliche Pfarrgemeinde Herz Jesu in Pfersee gibt, erklärt sich durch die spätere Eingemeindung Pfersees im Jahr 1911. Da der Dom gleichzeitig Bischofskirche und Pfarrkirche ist, muss seine Nutzung stets abgestimmt werden. Die täglichen Gottesdienste der Gemeinde finden im Dom und seinen Kapellen statt, auch aber in der kleinen St.-Gallus-Kirche am Gallusplatz. Letztere gilt als älteste heute noch erhaltene Augsburger Kirche.
Der Dom – der einst 994 einstürzte und bis 1065 wieder aufgebaut wurde – ist ein Ensemble aus romanischer und gotischer Architektur. Seine Wurzeln gehen auf die Zeit Bischof Simperts (778–807) zurück. Der Mariendom ist täglich geöffnet von 7 bis 18 Uhr und verfügt am Nordportal über einen barrierefreien Zugang.
Die Dompfarrei Zum Heiligsten Herzen Jesu ist einer von neun Orten, mit denen sich Reinhard Gupfinger im Rahmen seiner Artist-in-Residence-Zeit in Augsburg künstlerisch auseinandergesetzt hat.
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Foto: Otto Schemmel (Wikipedia, CC-by-sa 2.0/de)