Politik & Gesellschaft

Kirchenjubiläum in Lechhausen

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In der Zusamstraße 17 in Lechhausen steht ein denkmalwürdiges Gebäude. Es ist die Syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien in Augsburg, die Heilige Marienkirche. Der Ursprung der Syrisch-orthodoxen Kirche liegt in Antiochien. Dort wurden die Apostel Jesu Christi zum ersten Mal Christen genannt (Apostelgeschichte 11, 26). Am 31. Oktober 1998 reiste der »Patriarch von Antiochien, Allgemeines Oberhaupt der Syrisch-orthodoxen Kirche auf der ganzen Welt«, Zakay Ayvaz, aus seinem Sitz Damaskus an. Er feierte mit der Gemeinde die Einweihung der Kirche. Weltweit gibt es derzeit etwa 2 Millionen, in Deutschland ca. 100.000 Mitglieder dieser Kirche. Am 15. August 2018 feiert die Hl. Marienkirche ihr 20-jähriges Bestehen. Dazu wird der Erzbischof des deutschen Zentrums der Syrisch-orthodoxen Kirche in Antiochien, Seine Eminenz Philoxenus Matthias Nayis, von Warburg aus anreisen. Er hält in der Marienkirche den Gottesdienst. Die Liturgie des Gottesdienstes wird in aramäischer Sprache zelebriert, die auch Jesus Christus gesprochen hat. Zum Jubiläum werden zahlreiche Gäste erwartet.

Das deutsche Zentrum der Syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien befindet sich in Warburg zwischen Kassel und Paderborn. Dort gab es ein Dominikanerkloster, das 1824 aufgehoben wurde. 1892 erfolgte eine Neugründung im Nordosten der Stadt mit einem Kloster. 1996 erwarb die Syrisch-orthodoxe Kirche den Komplex. Das Kloster St. Jakob von Sarug wurde zum Sitz der Erzdiözese, die von einem Erzbischof geleitet wird. Die Kirchenleitung wird unterstützt von einem Diözesanrat, von Gemeinde-, Frauen- und Jugendräten. Die Augsburger Kirche gehört zum Warburger Zentrum. In fast allen Bundesländern ist das Fach Syrisch-orthodoxer Religionsunterricht in den staatlichen Schulen verankert, auch in Augsburg.

Im Jahr 1971 wurde die Augsburger Gemeinde der Syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien gegründet. Bis 1998 feierte sie ihre Gottesdienste in katholischen und evangelischen Kirchen. Am 25. November erfolgte der Erste Spatenstich für die neue Kirche. Bereits vor der Fertigstellung und Einweihung wurde der Gemeindesaal in der Zusamstraße für vielfältige Feiern zur Verfügung gestellt. Der Bau der Kirche selbst wurde zum größten Teil über Spenden der Gemeindemitglieder finanziert. Am Bau beteiligten sich die Gemeindemitglieder in opferfreudiger und handwerklicher Weise. Nach der Fertigstellung der Marienkirche zog die Gemeinde in die Zusamstraße um.

Im Gemeindesaal wird Religionsunterricht und Sprachunterricht, auch in Aramäisch, angeboten. Es gibt eine Migrations- und Seelsorgeberatung. Die Gemeindemitglieder werden unterstützt bei Behördengängen, u. a. im Blick auf Wohnungssuche. Im Gemeindesaal trifft sich monatlich die Jugendgruppe zu Gespräch, Musik, Tanz und Feiern. Es besteht ein enger Kontakt zu den Gemeinden in München, Neufahrn und Auerbach.

Die Kirchengemeinde in Augsburg wird derzeit von zwei Pfarrern betreut. Sie hat sehr gute Kontakte zu den katholischen, evangelischen und anderen christlichen Kirchen in Lechhausen, und es gibt in diesem Stadtteil jedes Jahr vier ökumenische Gottesdienste. Dazu kommen vier Jahresfeiern, die abwechselnd in vier Lechhauser Kirchen begangen werden. Syrisch-orthodoxe Gemeindemitglieder nehmen an allen Sitzungen der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) in München und Augsburg teil.

Die Gemeinde hat zwei Religionslehrer, die auch die aramäische Sprache lehren. Seit Jahren in besonderer Weise engagiert ist der Vereinsvorsitzende der Gemeinde, Daniyel Akgüc, der gerade auch bei Konflikten helfend vermittelt.

Seit 2013 bis heute fällt ein Schatten von Verfolgung, Vertreibung, Ermordung und Flucht auf die Syrisch-orthodoxe Kirche insbesondere in Syrien und dem Irak. Regelmäßig demonstrieren und protestieren gerade die christlichen Kirchen des Orients gegen die Verletzung der Menschenwürde.

Die Syrisch-orthodoxe Marienkirche ist ein fester Bestandteil des Augsburger Stadtbildes. Um den historischen Jahrestag der Einweihung dieser Kirche zu feiern, sind alle Interessierten eingeladen, am 15. August um 9 Uhr an den Feierlichkeiten teilzunehmen.


Foto: Syrisch-orthodoxe Kirche

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