Literarische Momentaufnahmen
Nach »Das Abendessen mit dem kleinen Chinesen« veröffentlichte Sibylle Lang dieses Jahr ihren zweiten Erzählband mit dem vielversprechenden Titel »Als Karl seine Stimme verlor«. Die sieben Kurzgeschichten gleichen Momentaufnahmen, die aus dem normalen Leben gegriffen und doch alles andere als alltäglich sind.
Ihren Hintergrund als Fotografin merkt man den Erzählungen der Augsburger Autorin an. Wie mit einer Kamera nimmt sie Momente auf, zoomt ganz nah heran, beobachtet jedes kleinste Detail der Szene. Eigentlich unscheinbare, alltägliche Situationen wirken plötzlich anders, so als wären sie vollkommen neu. Das scheinbar Belanglose wird zum handlungstragenden Element, wenn beispielsweise die misstrauische Erzählerin der Kurzgeschichte »Das Haus am Waldrand« beobachtet, wie auf dem Nachbargrundstück gebaut wird. In dieser zunächst simplen Geschichte schafft es Sibylle Lang, so viel Spannung zu erzeugen, wie sie sonst nur in meisterhaften Krimis zu lesen ist.
Die Autorin lädt in allen sieben Erzählungen ihre Leser*innen dazu ein, genau hinzusehen und reflektiert zu beobachten. Dabei verzichtet sie auf blumige Sprache, verschnörkelte Beschreibungen und ausufernde Handlungen. Stattdessen gibt sie ein präzises Bild wider, das bekannt und doch unbekannt ist. Eine wirklich beeindruckende Leistung und absolut lesenswert!
Weitere Informationen zur Autorin und ihren Werken finden Sie hier:
www.bibliothekderprovinz.at/autor/sibylle-lang/
Sibylle Lang – Als Karl seine Stimme verlor
Klappenbroschur, 170 Seiten
Verlag: Bibliothek der Provinz