Am 1. Oktober 1949 schrieb die Schwäbische Landeszeitung: »Augsburg hat wieder seine ›Große Kunstausstellung‹«. Über 200 Künstler*innen zeigten 400 Malereien, Plastiken und Grafiken im Schaezlerpalais. Noch spielte die regionale Aufteilung von Landesverbänden keine Rolle. Die Herkunft der ausgestellten Künstler geht über den heutigen geografischen Rahmen hinaus. Auch zwei Künstler aus München waren in dieser Ausstellung vertreten.
Mehr als satt
Panel VIII des Kultursalon Schwaben stand unter dem Motto »Mehr als Nahrung «. Moderiert von Matthias Hacker, vom Bayrischen Rundfunk, konnte das Panel nach einem gemeinsamen Mittagessen, gekocht von Benjamin Mitschele dem ausgezeichneten Koch der Alten Liebe, welches unter dem Titel »Alter Gockel, Altes Brot und alles was der Garten zu bieten hat« lief, starten. Gemeinsam wurde über den Stellenwert von Nahrung in der heutigen Gesellschaft und über die nötige kulinarische Resonanz diskutiert.
Die Diskussionsrunde des Panels »Mehr als Nahrung« brachte eine vielfältige Gruppe von Expert*innen zusammen, die jeweils wertvolle Perspektiven auf das Thema Nahrung und Nachhaltigkeit einbrachten.
Benjamin Mitschele, mit einem Michelin-Stern ausgezeichneter Koch der Alten Liebe, kuratierte dieses Panel und bot aufschlussreiche Perspektiven aus der Sterneküche. Mitschele betreibt, neben der Alten Liebe, mit seiner Frau in Oberhausen einen Garten, der sein Restaurant mit einer Vielfalt an frischen Nahrungsmitteln versorgt. Sein Engagement für eine regionale und durchdachte Herkunft seiner Zutaten geht jedoch weit über den eigenen Garten hinaus. Auf der Suche nach dem perfekten Ei wurde Mitschele auf Manuel und Katharina Förg, vom Biolandhof Förg, aufmerksam, die ebenfalls zur Diskussionsrunde gehörten.
Manuel und Katharina Förg, Betreiber des Biolandhofs Förg, teilten ihre Erfahrungen aus der nachhaltigen Landwirtschaft. Im Jahr 2016 entschlossen sie sich, dem zuvor anderweitig verpachteten Hof neues Leben einzuhauchen - und das zunächst ohne spezifisches Fachwissen. Mit der Zeit eigneten sie sich das nötige Know-How an und setzten von Anfang an auf Bio-Landwirtschaft. Ihr Prinzip »Hahn und Henne gleichermaßen aufziehen« spiegelt ihr Engagement für das Tierwohl wider. Neben dem Getreideanbau haben sie ihr Tätigkeitsfeld um Landschaftspflege und Mutterkuhhaltung erweitert. Die Förgs setzen auf alte Sorten und Rassen, um Tierwohl und Gesundheit zu fördern, und beschreiben ihren Ansatz treffend als »innovativ traditionell«.
Moritz Zeising von Carl's Hofbäckerei bereicherte die Diskussion mit seinen Erfahrungen aus dem Bäckereihandwerk. Zeising, der das Catering des Kultursalons mit Brot und Gebäck unterstützte, verfolgt einen durchdachten und nachhaltigen Ansatz, der auf drei Säulen ruht: Backhandwerk in Verbindung mit Bio-Landwirtschaft, sorgfältig ausgewählte handwerkliche Prozesse wie das Mahlen, und konsequentes Einhalten des Zero-Waste-Prinzips.
Vera Stöppelkamp als Vertreterin von Foodsharing Augsburg brachte eine weitere wichtige Perspektive in die Runde ein. Sie repräsentiert eine Organisation mit beeindruckenden 600 Engagierten allein in Augsburg, die sich der Rettung von Lebensmitteln verschrieben haben. Diese komplett ehrenamtliche Tätigkeit steht vor der Herausforderung, dass sich manche Betriebe bewusst gegen eine Teilnahme am Foodsharing-Netzwerk entscheiden. Networking spielt eine zentrale Rolle, um die geretteten Lebensmittel effektiv verteilen zu können. Stöppelkamp betonte, dass Foodsharing keine Konkurrenz zu anderen Projekten wie der Tafel darstellt. Vielmehr hat sich die Organisation einem Bildungsauftrag verschrieben, um zukünftige Lebensmittelverschwendung zu verringern. Ein Beispiel dafür sind die »Schnippelparties«, die als Events dienen, um Kinder und Jugendliche für das Thema zu sensibilisieren.
Diese vielfältige Gruppe von Expert*innen trug mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen und Ansätzen zu einer facettenreichen und tiefgründigen Auseinandersetzung mit dem Thema »Mehr als Nahrung« bei. Von der Spitzengastronomie über nachhaltige Landwirtschaft und Bäckerei bis hin zur Lebensmittelrettung und Bildungsarbeit, konnte eine äußerst interessante und aufschlussreiche Diskussion geboten werden.