Klassik

Meisterlicher Nachwuchs für die Violine

Mit exzellenten Auftritten versüßten die Geigen-Solist*innen Elisso Gogibedaschwili, Lewin Creuz und Valerie Schweighofer im Rahmen des »10. Internationalen Violinfestivals junger Meister« das Ende der Osterfeiertage im gut besuchten Kleinen Goldenen Saal.

Ausschließlich privat gefördert unterstützt der »Internationale Konzertverein Bodensee«, der im Jahr 1997 von dem Pianisten und Komponisten Peter Vogel gemeinsam mit Musikbegeisterten gegründet wurde, junge, hochbegabte Künstler*Innen und die Musikkultur an sich. Eines der Resultate ist ein jährlich stattfindendes Festivalprogramm mit Meisterkursen, Kammermusikabenden, Recitals sowie einer kleinen Ostertournee mit Orchesterkonzerten. Man kann sich leicht vorstellen, dass enormes Engagement, Finderspitzengefühl und Arbeit nötig sind, um Klasse, Konstanz und Kontinuität zu bewahren. Peter Vogel ist hier der genau richtige Mann und weichenstellende Programm-Macher, der das Publikum vor dem Konzert auch persönlich begrüßte, nicht zuletzt um sein großes Bedauern über das Aus des »Int. Leopold-Mozart-Violinwettbewerbs« in Augsburg zu äußern. Ein klein wenig Wettbewerbsambiente lag dafür beim anschließenden Konzert in der Luft – durfte man in einem Mozart-lastigen Programm gleich drei souveräne Violinist*innen kennenlernen, die ihr instrumentales Können und ihre sehr unterschiedlichen Künstler-Individualitäten präsentierten.

Mit der im Jahr 2000 in Vorarlberg geborenen Elisso Gogibedaschwili, mit Valerie Schweighofer (*1998) aus München und dem ebenfalls in München geborenen Lewin Creuz betraten drei Musiker*innen das Podium, deren Vita bereits mehrfach eingefahrene Wettbewerbserfolge aufweist. Kein Wunder! Delikat, filigran und hoch emotional kostete Elisso Gogibedaschwili den komplex orchestrierten Dialog von Violine und Orchester aus, spürte der schwelgerischen Melodienfülle nach, die Mozart in sein »Violinkonzert Nr.5 A-Dur« packte, brachte technisch erhaben die warmen klanglichen Facetten ihrer Guarneri aus dem 17. Jahrhundert zum Funkeln. Traumhaft webte sie im Adagio ein Lied ohne Worte, bot im tänzerischen 3. Satz den orchestralen Wogen eloquent und übermütig Paroli. Den Eindruck, den sie mit Mozart als einfühlsame Interpretin hinterlassen hatte, toppte sie im Finale. Reif, spannungsreich, huldvoll machte sie sich die dramatisch-bewegte »Fantasie brillante sur Faust op.20« aus der Feder von Henryk Wienawski (1835-1880) zu eigen - als wären sämtliche hier »eingebauten« spieltechnischen Hürden mit Doppelgriffen und temporeichen Staccatoläufen ein Kinderspiel. Diese Hommage an das musikalisch zum Leben erweckte Faust-Personal wurde verdient mit stehenden Ovationen des Publikums gewürdigt.

Vor der Pause betrat Lewin Creuz als Einspringer für die erkrankte Nathalie Lewis das Podium…nein, besser gesagt, er rockte es, zog das Publikum in einer raffinierten Mixtur aus Kühnheit und Leidenschaft in Bann. Man staunte »freudig erregt« über sein selbstbewusstes Spiel und unwiderstehliches Charisma sowie ein offenbar in die Wiege gelegte Solisten-Potential, das dieser gerade einmal 19-Jährige Münchner mitbrachte. Er scheint in der Tat auf die Welt gekommen, um Pablo de Sarasates effektvolle »Zigeunerweisen« exakt so virtuos und temperamentvoll zu interpretieren – auch der laute Jubel des Publikums spiegelte diesen »irren« Eindruck. Weit unauffälliger, introvertierter und mit makelloser Technik sowie fein nuancierter Ausgestaltung verlieh Valerie Schweighofer danach Mozarts D-Dur Violinkonzert (KV218) Eleganz und Glanz in den Kadenzen. Versierte Begleiter hatten die jungen Meister*Innen im Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim, das sich unter Leitung von Douglas Bostock bisweilen etwas sehr vital zeigte.

 

Fotos: Corinna Raupach

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