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Römer, Tiere und eine Nähmaschine

Tiere im tim © a3kultur/mls
a3kultur-Redaktion

Die vielen Facetten von Kleidung und ihrer Herstellung in allen Epochen beleuchten die aktuellen Ausstellungen im tim. 

Das Staatliche Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim) hat sich in den letzten Jahren mit spannenden Ausstellungen zur Textilgeschichte zu einem der großen Besucher*innenmagneten Augsburgs entwickelt. 2010 eröffnet, konnte es bereits nach nicht einmal zehn Jahren seinen millionsten Besucher feiern.

Schon 2011, ein Jahr nach seiner Eröffnung, hatte das tim unter Leitung von Museumsdirektor Dr. Karl Borromäus Murr den Museumspreis der Micheletti-Foundation erhalten, als drittes deutsches Museum überhaupt. In diesem Jahr kam der »European Textile and Crafts Award« der Europäischen Textilakademie dazu.

Adel verpflichtet: Das tim ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern liefert: Nicht weniger als vier Sonderausstellungen laufen aktuell auf den 2.500 qm Ausstellungsfläche in der ehemaligen Kammgarnspinnerei im Textilviertel:

Seit März und noch bis 13. Oktober glänzen die Räume im 1. Stock mit einer interdisziplinären Verbindung von Literatur, Mode und Kunst in Form der Austellung »Kleider. Geschichten. Der textile Nachlass von Arno und Alice Schmidt«, in dem das Ehepaar und der Habitus vor allem der deutschen Nachkriegszeit im Mittelpunkt stehen. Zahlreiche Sonderveranstaltungen, Talks und Performances begleiten diesen Rückblick in die bundesdeutsche Kultur- und Literaturgeschichte, z. B. der kommende Noise Poetry Slam am 27. September.

Eine Ausstellung in der Ausstellung ist die Intervention »Tiere im Tim«, die soeben bis Oktober verlängert wurde. Die schönsten Basttiere aus der Werkstatt der 1997 verstorbenen Else Stadler-Jacobs, die 2023 eher zufällig wieder aufgetaucht waren, bevölkern gerade die Dauerausstellung. Wer aufmerksam durch die Räume mit Maschinen und Stoffballen geht und Pfoten- und Krallenspuren am Boden folgt, kann auf und zwischen den Exponaten Schafe, Spinnen, Affen, Vögel oder Giraffen entdecken, oft recht sinnig und mit Witz in die Produktionsmittel eingebunden.


»Nähen, um zu überleben«

Etwas ernster geht es derzeit im Foyer des Museums zu: Ab 1938 flohen jüdische Familien aus Deutschland und Österreich vor den Verfolgungen durch die Nationalsozialisten nach Shanghai, wo sie ihren Lebensunterhalt nicht zuletzt durch textile Arbeiten sicherten: »Nähen, um zu überleben«, so die Sonderausstellung, die neben Fotos, bestickten Tüchern oder Gepäckstücken auch mit einer antiken Nähmaschine Marke »Singer« aufwartet, deren buchstäblich bewegte Geschichte  die Pädagog*innen Wolfgang Poeppel und Eva-Maria Noppen-Eckart zusammen mit Augsburger Schüler*innen des Rudolf-Diesel-Gymnasiums und des Maria-Ward-Gymnasiums als Theaterstück mit dem Titel »Die Singer von Shanghai« umgesetzt haben.

 

Was trägt Mann? Was trägt Frau?

Und last but not least die jüngst eröffnete Sonderausstellung »Dresscode Augusta Vindelicum? – Textilien im römischen Augsburg«; hier beherbergt das tim aktuell einen Teil der römischen Stadtgeschichte Augs­burgs. In aktueller Ermangelung eines römischen Museums, um das gerade auf politischer Ebene gerungen wird, konnte das Thema Mode in der ehemaligen Provinz Rätien als Kooperationsprojekt zwischen der Uni Augsburg und der Stadtarchäologie im Umfeld und mit Beratung durch das tim mit hochkarätigen und mancherlei bis dato nie ausgestellten Exponaten präsentiert werden. 2000 Jahre alte Original-Statuetten, Reliefs oder Accessoires sind hier teilweise zum Greifen nah und geben Einblick in soziale oder Geschlechterunterschiede der Römerstadt Augusta Vindelicum, des heutigen Augsburg.
 

www.timbayern.de

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