Mit sicherem Strich zum Wesentlichen

Die Dachauer Galerie Lochner bereitet die Bühne für einen Vielbegabten: Bis Mai sind dort Grafik und Malerei von Armin Mueller-Stahl zu sehen.
Yehudi Menuhin und Tom Waits, Marlene Dietrich oder Shakespeares Julia: Ihre Porträts und die weiterer realer oder literarischer Persönlichkeiten reihen sich entlang der Wände der Galerie in der Dachauer Altstadt. Ganz klar: Armin Mueller-Stahl fokussiert sich auf Bilder des Menschen, seine Themen findet er in seinem von Schauspiel, Literatur und Musik geprägten Umfeld.
Dem Galeristen Josef Lochner ist es gelungen, Mueller-Stahl – er wird in diesem Jahr 95 Jahre alt – den wir vor allem als Schauspieler von Weltgeltung kennen, für eine Ausstellung in Dachau zu gewinnen. Einem Brief an das Künstlerhaus Lübeck, das Mueller-Stahl vertritt, folgten kurze Zeit später Anruf und Zusage von seiner Ehefrau Gabriele. So ist nun in Dachau eine umfangreiche Ausstellung zu sehen, die, neben einigen Beispielen auf Leinwand, vorwiegend Arbeiten auf Papier präsentiert – Druckgrafik wie Farbradierungen, Aquatinta und Lithographien, ergänzt durch einige Künstlerbücher. Mueller-Stahl übermalt und überzeichnet jedoch teils die einzelnen Blätter, lässt sie so zum Unikat werden.
Der vielbegabte Künstler – herausragender Schauspieler und exzellenter Geiger – schreibt und singt zudem. Obschon Mueller-Stahl seit Jahrzehnten malt und zeichnet, hat er dies lange für wenig bedeutsam gehalten. Warum? Es fiel ihm (im Gegensatz zum Schauspiel) immer leicht, wie er in einem Interview mit der »Welt« bekannte. Doch genau diese Leichtigkeit des Herangehens, der nonchalant sichere, manchmal nur angedeutete Strich, macht den großen Reiz der Arbeiten aus. Sein Bezug zur Sprache bleibt auch in seiner bildenden Kunst erhalten, fast alle Arbeiten beinhalten eine Textzeile. Mueller-Stahls Qualitäten zeigen sich besonders beim Arbeiten auf Papier. Es entstehen Porträts von großer Ausdruckskraft, die das Wesentliche einer Figur prägnant erfassen. Farbe unterstützt dies, wird jedoch bei aller Leuchtkraft nicht zum dominierenden Element. So überzeugen besonders die Arbeiten, die sich einer gedämpften Farbpalette bedienen. Und ganz besonders deutlich wird Mueller-Stahls zeichnerisches Können bei einigen kleinformatigen Lithographien, bei denen er sich ganz auf den schwarzen Strich reduziert. Armin Mueller-Stahl ist hier als bildender Künstler von Rang zu erleben, eine Facette, die vielen noch nicht bekannt war – wirklich sehenswert.
Die Ausstellung in der Dachauer Galerie Lochner läuft bis zum 18. Mai. Geöffnet ist Donnerstag von 16 bis 19 Uhr, Samstag von 12 bis 15 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr oder auch gerne nach Vereinbarung.
www.galerielochner.de
Ophelia, Julia, Gretchen – Verlorene Reise der 3 Mädchen. Mischtechnik, Kohle, Unikat © Josef Lochner