Ausstellungen & Kunstprojekte

Spur der Steine

K.O. Götz: Lithografien, Dachau
a3kultur-Redaktion

Katalonien trifft NRW trifft Bayern: Hochwertige Druckgrafiken von Antoni Tàpies und K. O. Götz in Dachau

Leihgaben aus einem Museum in Katalonien haben den Weg ins bayerische Dachau gefunden und bilden dort in der Galerie KA7, kuratiert von Galerist Josef Lochner eine Hälfte einer Ausstellung hochwertiger Druckgrafiken des Informel.

Antoni Tàpies (1923–2012), war Maler, Grafiker und Bildhauer, politisch engagiert, ein glühender Katalane und mutiger Franco-Gegner. Seine Lithografien (Steindrucke) zeigen oft die »quattre barres« der katalanischen Nationalflagge, vier rote Streifen auf Gelb, die der Legende nach von vier blutigen Fingerspuren auf einem goldenen Schild herrühren. Und mit Spuren experimentiert Tàpies leidenschaftlich und mit schier unerschöpflichem Ideenreichtum: Abdrücke von Händen und Füßen, erhabene Schriften, die sich durchs Papier drücken und reliefartige Inschriften erzeugen, Kleidungsstücke, deren Nähte, Säume und Knöpfe als Frottagen im Bild erhalten bleiben.

Wie der Künstler seinen immer wiederkehrenden, mit Chiffren aus Worten und Zahlen ergänzten, oft autobiografischen Formenkanon (z.B. auch in den sandigen Farben seiner Heimatstadt Barcelona) und auch Fragmentarisches meisterhaft ins Format setzt, das war dem Museum of Modern Art (MoMA) in New York im Jahr 1992 eine große Tàpies-Schau wert, aus der zahlreiche Motive nun auch in der Galerie KA7 ausgestellt sind.

Fünf-Tonnen-Dame Elisabeth

An der gegenüberliegenden Wand finden sich Arbeiten von Tàpies deutschem Kollegen K.O. Götz (1914–2017). Manches verbindet die Lithografien des gebürtigen Aacheners mit denen des Katalanen, z.B. die Liebe zum Experiment mit der Spur. Anfang der 1950er Jahre malte Götz sein letztes Bild mit dem Pinsel und benutzte ab dann nur noch die Rakel, um die Farbe dynamisch über die Druckplatten zu ziehen. Herausgekommen sind dabei Tropfen, Spritzer, Schlieren, die teilweise erstaunliche Plastizität vermitteln und an Pflanzen, Wasser, Landschaften und Innenräume erinnern. Dabei ermöglichte es ihm, bzw. seinem Drucker Manfred Hügelow, die Verwendung von Europas größter damals existierender Lithografie-Presse, der fünf Tonnen schweren »Elisabeth«, auch ungewöhnlich große Formate von bis zu 80x105 cm zu drucken. Somit weht durch die Retrospektive nicht nur der Hauch der Kunst- sondern auch ein klein wenig Industriegeschichte. 

Mit 41 gehängten Arbeiten und ca. 60 Drucken in der »Krippe« zum Durchblättern ist die Doppelausstellung so umfangreich wie nur wenige andere in der fünfjährigen Geschichte der Galerie. Und natürlich können alle Werke, auch die Museumsleihgaben, käuflich erworben werden, z.T. zum Preis von unter 500 Euro.

»Antoni Tàpies - K. O. Götz« ist bis 18. August in der Galerie KA7 in Dachau zu sehen. Die Galerie ist donnerstags, samstags sowie sonn- und feiertags geöffnet.

www.galerielochner.de

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