Klassik

Standing Ovations für die jungen Meister am Klavier

Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass sich für Klassikfans am Ostermontag der Weg in den Kleinen Goldenen Saal lohnt: Einmal mehr lehrte das virtuose Vermögen der vier Pianist*innen, die in den Klavierkonzerten von Bach, Mozart und Liszt und gemeinsam mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim unter der Leitung von Douglas Bostock brillierten, die Zuschauer das Staunen! Sie gastierten im Rahmen des 25. Internationalen Festivals junger Meister, das junge Musiker*innen aus der ganzen Welt an den Bodensee führt, in Augsburg.

Es ist ein enormes Pensum, das die 1996 in Japan geborene Mai Nakamichi, die 25 Jahre junge Österreicherin Sophie Druml, der in China und seit 2017 an der Musikhochschule Hannover ausgebildete Xiaolu Zang und der 1995 in Dornbin geborene Aaron Pilsan an Ostern mit drei Konzertabenden in Folge bewältigten. War es die Erleichterung ob der anstehenden Verschnaufpause, ein zu Höchstleistung inspirierendes, exzellent begleitendes Orchester oder schlicht die Tatsache, dass alle vier Musiker*innen, die im zarten Alter zwischen drei und sechs Jahren das Klavierspiel lernten, ihr »Handwerk« jetzt wahrlich fantastisch beherrschen – dieses kontrastreiche Konzert verwöhnte die Hörerschaft, die den klanglich Hochgenuss mit intensivem Beifall quittierte. Mit den Klavierkonzerten Nr. 1 d-moll und Nr. 4 A-Dur von Johann Sebastian Bach und Mozarts A-Dur Klavierkonzert, nicht zuletzt mit der effektheischenden »Malédiction für Klavier und Streichorchester« von Franz Liszt stand der Abend ganz im Zeichen großer Meister, die zudem das Potenzial des Instruments (auch wenn Bach natürlich fürs Cembalo komponiert hatte) im pointierten Wettstreit mit Streichern und (bei Mozart) auch Holzbläsern ausschöpften. Auf einen Nenner gebracht: Tastenzauberer, im Falle von Liszt eher schon perfide Hexenmeister! Den spieltechnischen Ansprüchen stellten sich die vier Pianisten*innen auf jeweils sehr individuelle (Herangehens)-Weise. Alle faszinierten mit makellos präsentierter spielerischer und mentaler Reife, der Hingabe an die Werke und der sichtbaren Fähigkeit, mühelos den Impulsen und der Dynamik des Orchesters zu folgen und doch wegweisende Akzente zu setzen. Es machte wie im Vorjahr viel Freude, die Unterschiede im künstlerischen Profil und Ausdruck zu »studieren«, individuelle Stärken und Interpretationsansätze wahrzunehmen. Hochkonzentriert, filigran, introvertiert legte Mai Nakamichi die melancholischen Melodien nicht nur im Mittelsatz von Bachs Klavierkonzert frei. Sophie Druml, die ohne Notenblatt auskam, strahlte bereits im spielerisch-virtuosen Kopfsatz mit subtilem, immer ausgewogenem Klang, übernahm sowohl im Adagio wie im Allegretto selbstbewusst die Führung im eloquenten Zwiegespräch von Klavier und Orchester. Fantastisch spürte Xiaolu Zang der tiefgründigen Zeitlosigkeit Bachs nach, brillierte, verblüffte mit seiner ausgefeilten Technik, die insbesondere der Finalsatz erforderte. Und vermutlich braucht es für die irren Volten der »Malédiction« exakt die Mixtur aus Risikofreude, Draufgängertum und einer musikalisch sattelfesten Brise Coolness, die der Charismatiker Aaron Pilsan zum Finale an den Tag, bzw. die Tastatur legte. Wow!

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