Verdis Wilder Westen

Überraschenderweise versetzte der Regisseur der Aufführung, Patrick Kinmonth, der auch die Kostüme für die Inszenierung entwarf, die Handlung vom italienischen Mantua in den Wilden Westen – mit allem, was dazugehört: Cowboys und Indianer tummelten sich auf der Bühne, als Behausung des Helden und seiner Tochter diente ein Planwagen, ein Wigwam und ein Saloon durften auch nicht fehlen. Ein sehr gelungener Einfall, der die Handlung keineswegs störte. Vielmehr kam auf harmonische Art und Weise zum Ausdruck, dass diese Geschichte, in der jede Moral infrage gestellt wird, in jeder Situation und an jedem Ort aktuell bleibt.
Die Augsburger Sopranistin Sophia Christine Brommer glänzte nicht nur stimmlich in der Rolle der Gilda. Der polnische Bariton Jacek Strauch, der den Part des Rigoletto übernahm, überzeugte mit emotionaler Wucht und Ausdruckskraft. Jedoch lief nicht alles an diesem Abend nach Plan: Der koreanische Tenor Ji-Woon Kim, der die Partie des Herzogs singen sollte, konnte wegen einer starken Angina nicht auftreten. Er wurde daraufhin doppelt ersetzt: Auf der Bühne mimte statt seiner der Regieassistent Dominik Kastl, während der hervorragende Andrea Shin vom Staatstheater Karlsruhe die Arien des wollüstigen Herzogs von der Seite aus sang.
Beeindruckend klang das Orchester unter der Leitung von Lancelot Fuhry. Die musikalische Interpretation war insofern gelungen, als manche Passagen an die Melodien aus bekannten Western erinnerten. Das machte die Atmosphäre des Wilden Westens perfekt.