Wechselsprünge der Seele
Das zweiteilige Kammerballett »Kontraste« zeigt Gegensätze mit Gemeinsamkeiten.
Shootingstar trifft Grande Dame: Sowohl Jung-Choreograph Michael Ostenrath mit der Uraufführung »Man & Honeymoon in New York City«, als auch seine renommierte Kollegin Didy Veldman, deren Werk »Frame of View« 2009 entstand, genossen frenetischen Applaus nach gelungener »Kontraste«-Premiere am 22. Dezember in der Brechtbühne.
Ostenraths exzessives Stück peitscht die Compagnie zu physischen Höchstleistungen. In himmelblauen Triathlon-Trikots gleichen die Tänzer*innen Schmetterlingen auf Speed, rastlos fliehend, mitten hinein in die schrill-glamourösen 80ies. Zu Party-Klassikern wie Nina Hagens »New York, New York« entstehen und zerfliegen Menschenpyramiden mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit, flattert Regenbogenhaar im Wind, schwingt sich Tarzan über das Treiben der LGTBQ-bewegten Spaßgesellschaft.
Wesentlich tiefer gründet Didy Veldmans »Frame of View« – als facettenreicher Flurfunk vor der Kontrastfarbe Gelb. Hier werden Türen aufgerissen, zugeschlagen, überwunden, selbst durchdrungen, sehnsuchts- und wechselvoll. Verlustangst weicht spontaner Feierlaune, in die sich amouröse Verstrickungen mischen. Im Annähern an die hoch komplexe Materie glänzt das Ensemble auch pantomimisch und schauspielerisch.
»Kontraste« steht bis März 2023 auf dem Spielplan, am 17. Januar als Teil der Veranstaltungsreihe »Dance!« für junges Publikum.