Ein wenig bekannter Genozid
Der Genozid (Seyfo) an dem assyrischen Volk von 1915 jährte sich am 22. April zum 104. Mal. An diesem Tag fand wie jedes Jahr wiederum eine Gedenkveranstaltung des Assyrischen Mesopotamien Vereins statt. Sie begann mit einer Schweigeminute vor der im Festsaal angebrachten Gedenktafel (Foto, klick hier zum Vergrößern).
In den Jahren 1915/16 fanden im Osmanischen Reich unter Führung der Jungtürken Vertreibungen und Ermordungen an drei Völkern statt. Am bekanntesten ist der Genozid an den Armeniern, der von der türkischen Regierung immer noch geleugnet wird. Ebenso verfolgt wurden die Assyrer in der Südost-Türkei und die Pontos-Griechen, die in Nord-Anatolien am Schwarzen Meer lebten. Geschätzte Opferzahlen sind: 1,5 Mio. Armenier, 750.000 Assyrer und 350.000 Pontos-Griechen. Ziel war die ethnische und religiöse Säuberung unter der nicht-muslimischen Bevölkerung. Selbst die syrisch-orthodoxe Kirche hat den Genozid an den Assyrern lange verschwiegen, um nicht anzuecken.
Referent Dipl. Ing. Abdulmesih BarAbraham erinnerte daran, dass die Assyrer in und aus dem Zweistromland Mesopotamien ein zu den ersten Christen im Osten gehörendes indigenes Volk sind. Sie und die anderen vom Genozid der Jungtürken Betroffenen hatten wirtschaftliche und handwerkliche Fähigkeiten, um die sie beneidet, benachteiligt und verfolgt wurden. Dieser Völkermord hat auch tiefe seelische Wunden verursacht, die immer noch nachwirken. Gerade bei den Assyrern ist die Verbundenheit mit ihrer ursprünglichen Heimat noch lebendig. Der Mesopotamien Verein in Augsburg fordert, dass der Genozid an den Assyrern auch öffentlich ins Bewusstsein gerückt wird.
Abdulmesih BarAbraham verwies darauf, dass es im wissenschaftlichen Bereich bereits Gespräche zwischen Opfervölkern gebe, an denen sich auch jüdische Gelehrte beteiligen. Dieser Dialog müsse verstärkt werden, um die zunehmenden Radikalismen, gerade auch den Antisemitismus, entschieden bekämpfen zu können.
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