Festival

No Future

Brecht
a3kultur-Redaktion

Krieg, Klima und andere Katastrophen lähmen unsere Zeit. Der alte Slogan der Punks ist längst Realität geworden. Doch wie lebt man ohne Zukunft? Wie hält man den unheilvollen Lauf der Geschichte auf? Antworten von Mutter Courage bis Krafttraining und Perspektiven von Addis Abeba bis Moskau. Unsere a3kultur-Programmempfehlungen zum Brechtfestival 2024


 

Freitag, 23. Februar
Mutter Courage und ihre Kinder
mutter-courage-und-ihre-kinder © Jan-Pieter Fuhr

19:30 Uhr, Martini-Park: Staatstheater Augsburg
In den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs kennt die Geschäftsfrau Anna Fierling nur eine Mission: sich selbst und ihre Kinder unbeschadet durch die Katastrophe zu bringen. Doch wo bleibt der Mensch in einer entmenschlichten Welt? Bertolt Brecht zeigt in seinem großen Klassiker den ultimativen Showdown zwischen Moral und roher Gewalt.

Samstag, 24. Februar
Trainings
Brechts Kraftklub, Langenmantelstraße, Augsburg; Foto © Manuel Schedl

13:00 Uhr Brechts Kraftklub
Skate Dance mit Roller Skate Augsburg, Hiphop mit DMA Augsburg, Grundlagen Kampfsport mit Jiu-Jitsu-Karate Augsburg, Boxen mit Biri’s Boxing Gym, Krafttraining mit Alfons Schweihofer. Anmeldung unter: trainieren@brechtfestival.de

Das Erbe der Menschheit – Science Fiction aus China
Das-Erbe-der-Menschheit-©-Anna-Lena-Sieben

18:00 Uhr, Café Tür an Tür
Chi Hui aus Chengdu ist eine der vielseitigsten Stimmen des zeitgenössischen chinesischen Science-Fiction-Kosmos. Die Welten, die sie entwirft, werden von riesigen Käfern, hyperintelligenten Ratten, bösen Piraten und artifiziellen Menschen bewohnt. Eine Ausstellung mit 35 Illustrationen zeigt Szenen aus vier Geschichten der Sci-Fi-Autorin. Im Rahmen einer Lesung am letzten Festivalsamstag wird das Buchprojekt »Das Erbe der Menschheit« vorgestellt. Chi Hui wird live aus Chengdu zugeschaltet. Nach einem Gespräch werden Auszüge aus ihren Erzählungen gelesen, anschließend öffnet sich das Podium für eine Diskussion über die Zukunft.

Justizpalast

19:30 Uhr, Brechtbühne im Gaswerk: Club Real
Erster Stresstest für die junge Organismenrepublik Augsburg. Der Biber wehrt sich gegen den Mehrheitsbeschluss des Parlaments, ihm bis auf weiteres die Lizenz zum Nagen und Stauen der Wasserläufe am Roten Tor zu verbieten. Dagegen zieht er nun vor Gericht. In der Verhandlung auf der Brechtbühne nimmt das Publikum die Rolle der Richter und Richterinnen ein. Was bedeutet Gerechtigkeit in einer Welt, in der die Bedürfnisse aller Lebewesen in gleicher Weise berücksichtigt werden müssen? 

Sonntag, 25. Februar
WUUUUUT

14:00 Uhr, h2o Jugendhaus: Junge Bürger*innenbühne des JTA
Wut – kommt auf, bricht aus uns heraus. Eine Gefahr, eine Kraft oder eher Potenzial, das Dinge in Bewegung setzt? Eine Gruppe Jugendlicher stellt sich der Aufgabe, die eigene Wut künstlerisch zu erforschen. Was macht uns wütend? Das Stationentheaterstück konfrontiert das Publikum mit verschiedenen Schattierungen von Wut, nicht nur mit den lauten, sondern auch mit den leisen.

Leben, ich liebe Dich! von İlhan Sami Çomak

18:00 Uhr, Martini-Park
Der Dichter İlhan Sami Çomak wurde 1994 während seines Studiums in Istanbul unschuldig festgenommen und sitzt seither ohne Prozess im Gefängnis. In »Hayat Seni Çok Seviyorum« agieren zwei Schauspieler*innen mit der Stimme des Autors. Im Spiel kann İlhan Sami Çomak die Enge seiner Zelle verlassen und Gedichte vortragen. Er erzählt von seiner Kindheit und von der Verhaftung, von der Kraft der Kunst und der nicht endenden Hoffnung auf Gerechtigkeit.

Freitag, 1. März
Spiritueller Leerstand – Eine Kirche für die Kunst

19:00 Uhr, Evang.-Luth. St. Johanneskirche: Bluespots Productions
Die Kunst ist frei. Gott hatte 7 Tage, um die Welt als Workers Space zu erschaffen, und wir haben 24 Stunden. Let’s go! Jede*r, wirklich jede*r ist willkommen, daran teilzunehmen. Erfahrung, Vorkenntnisse oder Talent spielen hier keine Rolle. 

Brechtnacht: NO FUTURE – Lob der Negativität
diedrich-diederichsen-c-jens-koch

19:00 Uhr, Brechts Kraftklub
Poptheoretiker Diederich Diederichsen empfängt zum Talk. Thema ist die Geste der Verneinung, die zur DNA des Punk gehört. Welche produktive Kraft liegt in der gegenwärtigen historischen Situation in der Negativität?

Brechtnacht: NO FUTURE

20:00 Uhr, Brechts Kraftklub
»No Future« lautete das Motto der Punks der späten 1970er und frühen 1980er-Jahre. Ihre Ablehnung galt sowohl der bürgerlichen Spießerexistenz wie den falschen Versprechen der Hippies. Als ihre Haltung zur Pose verkam, erneuerte sich die Form, indem sie sich in anderen Musikrichtungen (von Jazz bis Techno) fortsetzte. Der Sound keiner Zukunft heißt Post-Punk. Ihn gilt es in all seinen Ausformungen zu entdecken. Konzerte mit Mulatu Astatke, Friends Of Gas, Nout feat. Mats Gustafsson, Güner Künier, Kalte Hand und Isokratisses (Aftershow Party mit Stay-Fm-DJs)

Berti Brecht and the Multiverse of Alienation

20:30 Uhr, City Club
Theter entwickelt zum Brechtfestival ein absurdes Sci-Fi Theatermärchen, das in Lehrstückmanier die Manifestation gesellschaftlicher Filterblasen als Paralleluniversen durchspielt. Dazu gehören ein Gremium, das sich den ungewollten Umtrieben von Schriftsteller*- Künstler*- und Wissenschaftler*innen entgegenstellt, ein rechtschaffener Dieb, der nicht weiß, wohin mit seiner Beute, und die Schlange des Hauses der dreifaltigen Nacht in einer Welt, die unsere ist und doch eine andere sein könnte.

Samstag, 2. März
Der kaukasische Kreidekreis nach Bertolt Brecht

19:30 Uhr, Brechtbühne im Gaswerk
Der Richter Azdak soll entscheiden, wer die rechtmäßige Mutter des Kindes ist: die Magd Grusche, die für das Kind sorgt – oder die Gouverneursfrau, die das Kind zurückgelassen, es aber nun mal geboren hat? Azdak stellt beide Mütter auf die Probe. In der Version von Rimini Protokoll und der inklusiven Theatergruppe HORA wird diese Probe mehrfach wiederholt, auch das Kind kommt selbst zu Wort. Die Inszenierung fragt nach dem »Mütterlichen« an sich: Wer darf, kann, will sich kümmern?

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